Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 88
(PDF, 125 MB)
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88 Psychische Studien. I. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1874.)

ist, inwieferne wir als „dessen Thätigkeit, Zustand oder
Modification" sind."*)

Wer die Welt Gott immanent setzt, im Sinne der
Selbstbestimmung, Selbstauswirkung, der erklärt Gott und
Welt, er mache Ausflüchte, welche er wolle, für ein und
dasselbe Wesen, sei es, dass ihm die Welt in Gott, oder
dass ihm Gott in der Welt aufgeht. Wenn Gott also Persönlichkeit
ist, so können reale, für sich seiende, freithätige
geistige Wesen nicht Modificationen Gottes sein, und wenn
die Welt, wie Lotze annimmt, Inbegriff geistiger Wesen
ist, so können sie nur als Schöpfung des überweltlichen
persönlichen Gottes gedacht werden.

Der schwerwiegende Irrthum, dem Loize unterliegt,
muss ihn an der wissenschaftlichen Durchführbarkeit seines
philosophischen Glaubens verzweifeln lassen. Diese Verzweiflung
drückt sich ganz unumwunden in den Worten
aus: „Ehe ich dieser Auffassung, in welcher ich meinen
philosophischen Glauben ausdrücke, die letzte Erläuterung
gebe, die ich ihr geben kann, hebe ich das entscheidende,
vollkommen unübersteigliche Hinderniss hervor, welches ihre
wissenschaftliche Durchführung hindert: Das Dasein des
Uebels und des Bösen in der Natur und in der Geschichte.
Es ist ganz nutzlos, die verschiedenen Versuche zur Lösung
dieser Frage zu zergliedern, den rettenden Gedanken hat
hier Niemand gefunden, und ich weiss ihn auch nicht."**)
Was Wunder, dass Lotze hier den rettenden Gedanken nicht
finden kann und (auch!) nicht weiss! Erklärte er die Welt
und die Weltbegebenheiten für Zustände und Modificationen
des persönlichen Gottes, so erfordert die Consequenz, das
Dasein des Uebels und des Bösen in der Natur und in der
Geschichte ebenso für Zustände und Modificationen Gottes
anzusehen, wogegen sich doch sein Gefühl unvermeidlich
sträubt. Daher seine Verzweiflung an der wissenschaftlichen
Durchführung seines philosophischen Glaubens. Er
glaubt an die Lösung, ohne sie zu begreifen***), d. h. er
streift mindestens an das: credo q'iia absurdum. Was
Schopenhauer gegen den gemeinen Pantheismus (im Grunde
also, da er am iv xai nav — der All einslehre — fest
hält, auch gegen sich selbst) vorbringt, gilt in verstärktem
Maasse gegen den Persönlichkeitspantheismus.

Vom Begriffe Gottes, sagt Seh., sind doch zwei Prädikate
unzertrennlich: die höchste Macht und die höchste

*) Untersuchungen über die Erkenntniss-Principien von Dr.
Georg Neudecker (Würzburg, Stuber, 1873). S. 51-52.
**) Mikrokosmus III, 604.
***) Mikrokosmus III, 605.


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