Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 126
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
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126 PsyoMsofae Stftdien. I. Jahrg. 3. Heft (März 1874.)

im Lichte aufloste, nach dem Ifaasse, wie diese» selbst nach
und nach dunkler wurde und zuletzt ganz verlosch; die
neben mir liegende Pergamentrolle verschwand in gleicher
Weise, wie die Gestalt Mit der Verminderung des Lichtes
entfernten sich auch die Töne, ebenso langsam und all-
mälig, wie sie sich genähert hatten. Ich fühlte, dass mein
Bewusstsein schwand und ich einer Ohnmacht nahe war,
welche auch kurz darauf eintrat und von den stärksten
Krämpfen und Oonvulsionen des ganzen Körpers begleitet
war. Dieser Anfall erweckte alle in der Wohnung Anwesenden
und dauerte ungeachtet aller Hilfe und gebrauchten
Mittel bis neun Uhr Morgens, wo es endlich gelungen war,
die Krämpfe zu heben und mich zur Besinnung zubringen.
Die drei folgenden Tage lag ich regungslos vor Schwäche
und Erschöpfung in Folge eines sehr starken Blutspeiens
während des Anfalls.

Den Tag nach dieser schrecklichen Begebenheit bekamen
wir Nachricht von der Erkrankung meines Schwagers
Sengireef und etwa zwei Wochen später von seinem Tode,
welcher in jener Nacht vom 12.—13. Mai um 5 Uhr Morgens
eingetreten war. Es ist noch Folgendes zu bemerken. Als
meine Schwägerin, wenige Wochen nach dem Tode ihres
Mannes, zu uns nach Bomanoff-Borissogliebsk mit ihrer
ganzen Familie übersiedelte, erwähnte sie einmal in meiner
Gegenwart im Gespräch mit einer fremden Dame ganz zufällig
, dass ihr verstorbener Mann mit langem, bis zu den
Schultern herabhängendem Haare und mit einem grossen,
merkwürdigerweise während seiner Krankheit gewachsenem
Barte beerdigt worden sei Dann sprach sie weiter von
einem sonderbaren Einfalle der mit der Beerdigung (für
welche der schwergeprüften Frau die Kräfte fehlten) beschäftigten
Personen, dem Verstorbenen zur Einkleidung
für das Grab einen langen, aus schwarzem Tuche eigens
hierfür verfertigten Talar zu geben, da sie nichts Passenderes
finden konnten i"

Der Charakter des seligen Sengireif war ein höchst
seltsamer; sehr in sich verschlossen, wenig und ungern mittheilend
, gewöhnlich melancholisch und verdrüsslich, zeitweise
aber nur selten ausgelassen, lustig und froh. Er konnte in
seinem melancholischen Zustande 2, 3, ja selbst 8 und 10
Stunden auf einer Stelle sitzen, ohne sich zu bewegen oder
auch nur ein einziges Wort zu sprechen, sagte dann die
gewöhnlichen Mahlzeiten ab und nahm nichts zu sich, bis
endlich ein solcher Zustand durch ein zufälliges Ereigniss
oder von selbst endigte. Die Anschauung seines nicht besonders
aufgeweckten Geistes war rein materialistisch, wohl


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