Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
1. Jahrgang.1874
Seite: 170
(PDF, 125 MB)
Bibliographische Information
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170 Psychische Studien. I. Jahrg. 4. Heft. (April 1874.)

der Prophezeihung im Verein mit der Forderung des Handkusses
. Herr Professor Perty nimmt an, dass Sengireef
hellsehend geworden wäre und seiner Schwägerin die Zukunft
habe enthüllen wollen; aber es ist schwer anzunehmen,
dass sein Hellsehen sich in diesem feierlichen Momente
gerade auf das Schicksal einer Person gerichtet haben sollte,
welche ihm nicht sympathisch war; und dann konnte
nur eins von zweien der Fall sein: entweder die Prophezeihung
war eine günstige oder ungünstige; wenn sie günstig
war, so konnte sie nicht als eine Drohung benutzt werden;
wenn sie ungünstig war, so war es sonderbar, dass er für
seine Mittheilung einen Handkuss verlangte. Wenn man
ausserdem dabei den Geistern selbst glauben darf, so stimmen
sie in der Behauptung überein, dass ihnen die Zukunft nicht
mehr bekannt sei, als den Menschen; deshalb findet man
auch in den ganzen zahlreichen Annalen des Spiritualismus
kaum einige Spuren von Prophezeihung im strengen Sinne
dieses Wortes; selbst ein wohl entwickeltes Hellsehen ver-
räth die Neigung, nicht von der Zukunft sprechen zu wollen.
Dass in diesem Falle das Hellsehen des Sengireef weit entfernt
war, ein bedeutendes zu sein, dass er unfähig war,
nicht einmal die nächste Zukunft zu erkennen, beweist
die Thatsache, dass er nicht vorherwusste, dass seine Hand
nicht geküsst werden, und dass der prophetische Inhalt der
Pergamentrolle unbekannt bleiben würde.

Als ich jüngst gelegentlich den Artikel des Herrn Prof.
Perty mit meiner Frau wieder durchlas und wir uns von
Neuem bei den Schwierigkeiten der Pergamentserklärung
aufhielten, kam mir plötzlich die einfache und vernünftige
Lösung dieses Details in den Sinn. Eine Sache ist unbestreitbar
: dass Sengireef sich in dem Gewände darstellte,
welches man ihm angethan hatte, als er in den Sarg gelegt
wurde; nun ist es Gebrauch bei uns (in Russland), dass
man vor dem Zunageln des Sargdeckels in die rechte Hand
des Verstorbenen eine Sündenvergebungskarte, das heisst,
einen zusammengerollten bedruckten Papierbogen legt. Es
wird jetzt klar sein, dass das so geheimnissvoll scheinende
Pergament nichts anderes ist, als die zusammengerollte
Sündenvergebungskarte, welche in die rechte Hand Sengireef 's
gelegt wurde, als unentbehrliche Ergänzung seiner Leichenausstattung
. Meine Frau war über die Einfachheit dieser
Auflösung ganz erstaunt. Dieselbe war ihr niemals in den
Sinn gekommen. Die Erscheinung des Sengireef im Momente
seines Todes erklärt sich durch das Verlangen nach einer
Aussöhnung — ein schon viele Male für diese Art Erscheinungen
und andere Kundgebungen von jenseits des Grabes


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