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Die Theorie d* unbewussten Gehirnthätigkeit v. Dr. Carpenter. 405

Bildung, welche sie allein vordem engherzigen und
verkehrten Einflüsse eines beschränkten Fachstudiums
bewahren kann. Und wir haben keinen
Grund zu glauben, dass Dr. Huggins zu dieser Eegel eine
Ausnahme bilde. Von seiner Bekanntschaft mit einer anderen
Abtheilung der Wissenschaft, als der kleinen Unterabtheilung
eines Zweiges, dem er sich so verdienstvoll gewidmet
hat, wissen wir nicht, dass er irgend einen Beweis
gegeben hätte. Und wir glauben, dass seine Denkgewohnheiten
schon gebildet und befestigt waren, ehe er in seine
Verbindung mit einem ordnungsmässig ernannten Professor
eintrat, welche unzweifelhaft die Grundlage seines späteren
Erfolges legte. Insbesondere glauben wir, dass seine Hingebung
an einen Zweig der Untersuchung, welcher die
schärfsten Kräfte der Beobachtung in Anspruch nimmt,
ihn verhindert hat, sich in den stricten Methoden experimenteller
Forschung auszubilden; und dass das ausschliessliche
Vertrauen, welches er mit Recht auf die Enthüllungen
seines Spektroskops zu setzen angeleitet worden
ist, dahin strebte, seine Gabe, die Trugschlüsse der
Beobachtung bei anderen Gegenständen zu entdecken
, eher zu schwächen als zu stärken.*) Für ihn ist
„sehen— glauben"; aber für Diejenigen, welche sich für das
Studium der „Psychischen Kraft" durch eine vorhergehende
Untersuchungsreihe über die Klasse „verborgener" Phänomene
befähigt haben, von denen diese die jüngste Manifestation
ist, ist „sehen" etwas anderes als „glauben". Sie
wissen, dass es moralische Quellen des Irrthums giebt,
von denen Dr. Huggins mit seiner einfachen Vertrauens-
seHgkeit niemals träumen würde, und dass eine der mächtigsten
von ihnen die Neigung ist, an die Wirklichkeit der
spirituellen Communikationen zu glauben, welche Diejenigen,
die nicht beständig gegen ihren Einfluss auf ihrer Hut
sind, unter die zwieüiltige Gefahr einer Täuschung — sowohl
von Innen wie von Aussen — stellt.

Unsere Aufgabe, gegenüber Mr. Crookes, ist weit weniger
schwierig; denn nicht bloss der unvorsichtige Gebrauch
seiner Stellung als Herausgeber eines bedeutenden wissenschaftlichen
Journals, sondern auch der malus animus oder
die übelwollende Gesinnung, die er gegen Diejenigen gezeigt
hat, deren College er zu sein beansprucht, hebt ganz

*) Der Leser muss natürlich sehiiessen, dass Dr. Carpenter, obgleich
er (als Physiolog) auch Specialist ist, nichtsdestoweniger dem
verderblichen Einflüsse des Specialismus entgangen ist, und dass
seine Experimente ihm nicht die Gabe geschwächt haben, überall die
Wahrheit zu entdecken» DieRedaction.

Psychische Studien, Octobc-r 1874, 30