Freiburger historische Bestände - digital

434 Psychische Studien. IX. Jahrg. 10. Heft» (Oktober 1882.)

knüpft, als auch gleichzeitig von beiden Seiten der Hände
um die Stuhlbeine gewickelt und verknotet wurden, damit
das Medium die Hände nicht emporheben und auch nicht
zu einander selbst bewegen könne. Die Enden der Hanfschnur
wurden an den beiden Stuhlvorderbeinen versiegelt.
Damit war das Medium, welches seinen Bock, seine Weste
mit Uhr, darunter ein Vorhemdchen mit kleinem Schlipsvor-
stecker anhatte, auf seinem Stuhle befestig», so dass es sich
nicht von demselben auf gewöhnlichem Wege losmachen
konnte, ohne die Tücher aufzuknüpfen und die Schnurknoten
zu lösen und die Endsiegel zu zerreissen.

Schreiber dieses kam erst in die Nähe des Mediums,
als der oben angedeutete Knoten in das den linken Arm
an die Stuhllehnen fesselnde Taschentuch geschlungen und
die Siegel an den beiden vorderen Stuhlbeinen angelegt
wurden. Er befragte das Medium, seit wie lange es seine
mediumistische Gabe an sich verspürt habe; und es er-
wiederte ihm, seit etwa einem halben Jahre habe dieselbe
mit Schreiben durch die J.inke Hand (was ihm verwunderlich
gewesen, da es nie~dieselbe darauf im Leben geübt
habe,) und mit Klopflauten begonnen. Auf eine weitere
Erage, ob ihm früher nie etwas an seinem Webstuhle passirt
sei, dass sich die Fäden räthselhaft verschlungen oder das
Gewebe verfitzt hätte, erklärte er, nichts Derartiges bei
sich wahrgenommen zu haben. Wr hätten sonach ein ganz
frisch gebildetes Medium vor uns.*)

Dasselbe war mit seinem älteren Bruder und einem
weiblichen Medium nach Leipzig gekommen, nachdem es
schon längere Zeit mit letzterein in der Umgegend von
Mülsen und Zwickau Aufsehen machende Seancen gegeben
und dort sogar die Stiftung mehrerer spiritistischer Vereine
veranlasst hatte. In Folge der Einflüsse des ersten Mutter-
Vereins hatte das Medium seine Anschauungen selbstverständlich
nach diesem gebildet und in den Erscheinungen,
wie allgemein üblich und vorausgesetzt wird, Wirkungen
abgeschiedener Geister zu erkennen geglaubt. Diese Voraussetzung
wurde auch hier während des ganzen Abends weiter
festgehalten, weil der Verein ja doch ein spiritualistischer
oder spiritistischer unter geistiger Leitung des Herrn Dr.
Cyriax ist. Ausser den Vereinsmitgliedern befanden sich
aber auch fremde Gäste, welche diesem Glauben nicht durch-

*) Dasselbe soll mit dem ihn begleitenden weiblichen Medium
der Fall sein, welches wir leider wegen Krankheit nicht in seinen
folgenden Seancen besuchen konnten, in welchen Apports in frischen
liosen und dieselben Erscheinungen des Bindens und Sichlösens aus
den Fesseln, auch Materialisationen einer neuen Abila stattfanden. —

Der Verf.