Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 16
(PDF, 203 MB)
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16 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1897.)

zu denken. Diese uneigennützige Wahrheits- und Nächstenliebe
kommt bei den ausgeprägtest seelisch entwickelten
Einzelwesen deutlich zur Wahrnehmung, ist jedoch in mehr
oder weniger starken Spuren über alle Wesen verbreitet.
Wir haben hier die Thatsache der reinen Wahrheits- und
Nächstenliebe vor uns, und gestalten naturgemäss die Frage
nach der Ursache ihres Bestehens.

Aus solchem Grunde bestreben wir uns, die Wahrheit
zu erforschen? Aus welchem Grunde bethätigen wir das
Gefühl des Altruismus? Es ist ein treibendes Etwas in
uns, welches uns hierzu veranlasst. Wir kennen dieses
Etwas nicht; es kommt aus der Tiefe unserer Seele, und
sein Ursprung ist uns verborgen.

Indem wir Wahrheit suchen und Sympathie bethätigen,
entwickeln wir uns höher, werden wir vollkommener,
Erkenntniss und Liebe sind also Mittel zu dem höheren
Zweck des Volikommenerwerdens. Bei diesem letzteren aber
kann es nicht sein Bewenden haben; man kann nicht perfecter
werden, blos um solches zu sein; man muss vollkommener
werden, um eine Aufgabe zu erfüllen. Diese Aufgabe kann
unmöglich auf das uns bekannte irdische Leben sich beschränken
, sondern darin nur den Anfang nehmen, um in
ein anderes Stadium der Existenz sich hinein zu erstrecken,
fortzusetzen; denn wäre dem anders, so bekundeten die
auserwählten Naturen nicht jene Innigkeit des Triebes zu
Erforschung der Wahrheit und jenen Aufschwung des
Herzens, wie solche die Bedürfnisse des Erdenlebens weit
überragen.

Das Dasein höherer Triebe, welche über die gemeine
Erhaltung und die Bedürfnisse des Lebens hinausgehen,
weist darauf hin, dass eine Welt besteht, die über das von
uns Wahrnehmbare hinausragt. Und diese Welt nannte
man übersinnlich oder transscendental.

§ 2. In dem Maasse, in dem die Vollkommenheit der
Seele zunimmt, wird etwas von dem bis dahin Unfassbaren
fassbar, wenn nicht jederzeit sinnlich wahrnehmbar, doch
logisch ersehliessbar, und damit gelangt vieles bisher der
übersinnlichen Welt nicht Angehörige in die sinnliche Welt.

Diese Thatsache belehrt darüber, dass reale und
transscendentale Welt durchaus nicht verschieden, sondern
eines und das nämliche seien; alle Scheidung derselben geht
nur von uns allein aus und hat in unserer Unvollkommen-
heit ihren Grund, in den Eigentümlichkeiten der stofflichen
Organisation. Es müssen demnach Wesen mit feinerer
Organisation ein bei Weitem grösseres Stück der Welt
wahrnehmen, als wir, einen unendlich grösseren Theil er-


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