Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 17
(PDF, 203 MB)
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Reich: Das Uebersitmliche.

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schliessen, und die Grenzen des für sie Erfassbaren in
einer Art hinaus gerückt haben, wie für uns gar nicht
vorstellbar ist.

Der Begriff von transscendentaler Welt muss, genau
genommen, in jedem Individuum ein anderer sein, weil jedes
Einzelwesen, wegen seines verschieden grossen geistigen
Horizonts und seines anderen Gemüthslebens, auch an verschiedener
Stelle die Grenze macht zwischen relativ Erfassbarem
und relativ nicht Erfassbarem. Und dies hat ebenso
Geltung bei den Wesen mit stofflichem Organismus, wie bei
denen mit ätherischer und dynamischer Organisation.

§ 3. Es ist allen Wesen, insbesondere denjenigen mit
stofflichem Körper, eigentümlich, zunächt zu irren und
sodann durch den Irrthum zur Wahrheit zu gelangen. Der
Grund des Irrthums liegt in der Organisation und in der
Nothwendigkeit der Anpassung an jedes neue Verhältniss.
Zu Anpassung gehört Zeit; die Zeit überwindet, um durch
ein Bild zu sprechen, den Irrthum und macht den Weg
zur Wahrheit frei, indem in ihrem Laufe Seele und
Organismus an das neue Verhältniss gewöhnt werden.

Der Irrthum ist bedauerlich, weil er augenblicklich
Schaden stiftet im gesellschaftlichen Zusammenleben; aber
er ist nützlich, weil er zur Wahrheit leitet und die
Wahrheit eines der obersten Mittel ausmacht zur Vervollkommnung
der Seele. Im Angesicht dieser Thatsache
möchte man von einer Nothwendigkeit des Irrthums sprechen.
Und in der That lehrt die Geschichte der Einzel- und
Gemeinwesen, dass in den meisten Fällen die Erlangung der
Wahrheit den Irrtham zum Vorläufer hatte.

In wie weit gelangen wir zur Wahrheit? Der Weg zur
Wahrheit ist voll von Hemmnissen und Schwierigkeiten; das
Durchschreiten desselben erfordert Aufwand von Kraft und
Selbstverleugnung; das Vordringen geschieht nur langsam
und ist ein schwerer Kampf. Darum kommen nicht alle
Individuen gleich rasch der Wahrheit nahe, und werden die
Meisten schon bei den ersten Schritten muthlos, erschreckt,
eingeschüchtert. Die grosse Masse dieser Thoren begieift
die Wahrheit niemals, ja feindet dieselbe an und erbost
sich gar nicht selten über die Muthigen, welche auf dem
dornenvollen Wege zu den Höhen der überhaupt möglichen
Krkennüiiss emporklimmen.

§ 4. Zur vollen Wahrheit kann im irdischen Leben
Niemand gelangen; die volle Wahrheit ist nur Gott bekannt,
dem absoluten Wesen, Wenn das Meiste von Wahrheit wir
erringen, was überhaupt uns zu erreichen möglich ist, so
macht dies nur ein Sandkorn aus im ewigen Meere der

Psychische Stadien Januar 1897. 2


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