Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 314
(PDF, 203 MB)
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*

314 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 6. Heft (Juni 1897.)

die sich im Gegensatz befinden zu den Wahrheiten des
Spiritualismus. Den unversöhnlichsten Gegensatz in dieser
Beziehung bildet aber jedenfalls die christliche Lehre vom
„jüngsten Gericht". Denn wenn „die Todten erst auferstehen
werden am jüngsten Tage", dann ist ein Hereinragen der
Geisterwelt in unsere Sphäre allerdings eine logische Unmöglichkeit
,*) und es ist von vornherein verwehrt, Kundgebungen
intelligenter Kräfte für Manifestationen Verstorbener
zu halten. Uebrigens liesse sich selbst dieses vom Standpunkt
occultistischer Erfahrungen aus unverständlichste der
christlichen Dogmen sehr leicht mit den Erfahrungen des
Spiritualismus in Einklang bringen, wenn man es indivi-
dualisirte; denn ein jeder Mensch erlebt ja sein „jüngstes
Gericht" am „jüngsten Tage" seiner Geburt in's jenseitige
Leben.**) Freilich, die christlichen Dogmatiker würden mich
sicher ob dieser Deutung mit Steinen werfen.

Unser Landmann nun ist bis heutigen Tages über den
Widerspruch dieser Auferstehungslehre mit seinen spiritua-
listischen Erfahrungen noch nicht ins Reine gekommen. Er
hat sich für diese Letzteren nun zwei Erklärungsprinzipien
zarecht gemacht, unter deren Gesichtspunkten er alle
geistigen Kundgebungen betrachtet.

1) Da er diese Kundgebungen nicht für Manifestationen
Verstorbener halten darf, so blieb ihm nichts anderes

*) Aber Christus selbst scheint diesem Dogma zu widersprechen
durch seine Parabel vom reichen Prasser und dem armen Lazarus
(Lukas XVI), nach welcher es dem Erzvater Abraham unter Umständen
doch wohl gestattet sein konnte, in seinen Schooss (aber
nicht in die Hölle) Aufgenommene über die grosse Kluft des Todes
auf die Erde zurückzusenden; aber er will es in diesem Falle nicht thun,
weü die Wiederkehr eines Todten den Glauben und die Wahrheit der
Lehre des Moses und der Propheten bei Skeptikern ja doch nicht
befestigen und etwa noch besser bestätigen würde. Uebrigens spricht
auch die eigene häutige Wiederkehr Christi und das bei seinem Tode
Wiedererscheinen der Leiber der entschlafenen Heiligen in der Stadt
(Matth. 27, 52--53) für die Möglichkeit der Ueberbrückung dieser
grossen Kluft auch vom christlich-orthodoxen Standpunkte aus. — Das
wäre aber von diesem Gesichtspunkte aus alsdann freilich keine
„logische" und auch keine „dogmatische*4 Unmöglichkeit mehr. —

Der Sekr. d. Red.

**) Man vergleiche hiermit die Erzählungen vieler Sterbender von
der nochmaligen Vorführung ihres ganzen Lebens vor ihr geistiges
Auge —- jedoch mit begleitender, unerbittlich richtender Selbstkritik
— kurz vor ihrem Sterben. Besonders interessant sind in dieser Hinsicht
viele Berichte vom Tode des Ertrinkens und Erhängens Geretteter
. Ja, im Mittelalter grassirte in verschiedenen Mönchsklöstern
die grauenhafte Unsitte, dass oft einzelne Mönche sich von den Brüdern
angeblich zur Busse auihängen und kurz vor der Katastrophe wieder
abschneiden Hessen. Lediglich, um jenes „noch einmal leben" durchkosten
zu können. — Der Verfasser.


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