Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 384
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0392
384 Psychwehe Studien. XXIV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1897.)

Und ein andermal sagte er: — , Welch eine erhabene,
schauerlieh schöne Poesie lag in dieser gespenstischen
Schildwacht! Ein Getreuer der alten Garde, welcher keine
Ruhe im Grabe findet, welcher auf seinen Kaiser wartet,
die zerfetzten Siegesbanner aufs Neue aus dem Staub zu
heben! — Das wäre eine Ballade! Beim Himmel, mir
klingen schon die Reime wie Marseillaisenton im Herzen!'
— Ich bin überzeugt, dass Goethe sich ernsthaft mit dem
Plan getragen hat, die 'todte Schildwaeht* in einer Dichtung
zu verewigen; warum er es nicht gethan? — Es kamen
damals jähe Ereignisse, welche seinen Besuch in Jena abkürzten
und die Erinnerung an jene Spuknacht auf dem
Schlachtfeld wohl in den Hintergrund drängten. Später
erzählte mir ein Weimarer Freund, Goethe habe doch zum
Oefteren noch über seinen Plan 'die todte Schildwacht'
gesprochen; ja er behauptete mit Bestimmtheit, diese Idee
zu einer Ballade sei auch zu den Ohren Heinrich Heine's*)
gedrungen und habe die Entstehung der 'Drei Grenadire1
zur Folge gehabt.

'So will ich liegen und warten still
Wie eine Schildwaoht im Grabe — *

In wie weit diese Muthmaassung Beachtung verdient, ja ob
sie überhaupt glaublich ist, möchte ich sehr dahin gestellt
sein lassen. Ich bezweifle es, dass Goethe sich vielen Menschen
über unser mysteriöses Erlebniss anvertraut hat, — er sprach
auch mit mir wenig darüber und ermahnte mich, nicht solch
ernste Gespräche am Biertisch zu entweihen. — ,Die Welt
ist leichtfertig im Urtheil', — sagte er; — ,ich habe es zu
viel erlebt, dass man ehrenwerthe Leute durch Spott und
Zweifel kränkte/ — Ich begriff ihn, sein spröder, leicht
gereizter Sinn hätte einen Zweifel an seiner Wahrhaftigkeit
nicht ertragen. — Noch ein anderes Erlebniss, welches
Goethe mehr erregt und erschüttert hat, wie je ein anderes,
ist unbegreiflicher Weise nie an die Oeffentlichkeit gedrungen,
obwohl es im Freundeskreise lebhaft besprochen wurde; es
lag wohl nicht in dem Sinn der Zeit, aussergewohnliche
Ereignisse mit dem wissenschaftlichen Ernst zu behandeln,
wie z. B. heutzutage dem Mysterium des zweiten Gesichts
nachgeforscht wird. —

„Mit glühenden Wangen sassen wir um den Sprecher
und bestürmten ihn mit Bitten, auch dieses zweite
Erlebniss zu erzählen. Der Geheimrath schien besonders

*) Heinrich Heine war wie (loethe Dicht blos poetisch, sondern
wirklich spukgläubig, wie ich demnächst einmal aus seinen Schriften
erweisen werde. — Der Sekr. d. ßed.

■ *- ~r ^j. - *«. -»»«r_*i^ttrt»)*r«*,»ws»«. *m —*«. »»-w nur


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1897/0392