Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 438
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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438 Psyohwche Studien. XXIY. Jahrg. 8. Heft. (August 1897.)

begann. Aber nach Verlauf einer halben Stunde erhob sich
ein wüthender Orkan, dumpf rollte der Donner, Blitze
sprühten durch die Luft, und der Regen ging in Strömen
nieder. Das Gefolge, nur auf seine Rettung bedacht, zerstreute
sich, und der König, von allen verlassen, entging
nur mit Hilfe seines guten Pferdes der Gefahr, von zersplitterten
Bäumen erschlagen zu werden. — Ganz durchnässt
gelangte er endlich auf sein Schloss zurück, aufs äusserste
über den unzuverlässigen Sterndeuter entrüstet. Als er sich
am folgenden Morgen der Worte des Köhlers erinnerte,
glaubte er, dieser möge wohl gründlichere Kenntnisse besitzen
, als sein theuer bezahlter Hofgelehrter, Er Hess ihn
deshalb zu sich rufen und fragte ihn: — „Woher hast Du
gestern das Wetter so richtig vorher gesagt? Verstehst
Du etwas von der Kunst, die Zukunft aus den Steinen zu
lesen?" — „Gnädigster Herr", — versetzte der Köhler, —
„ich bin ein armer, einfältiger Bauersmann, habe nie die
Schule besucht und kann weder lesen noch schreiben/' —
„Nicht möglich!" — „Doch, gnädigster Herr, aber ich hab'
einen Sternseher in meiner Mütte, der noch nie gelogen und
mir immer das Wetter richtig voraussagt." — Und wer ist
das?" — „Es ist mein Esel, den Ew. Majestät gestern
gesehen haben. Wenn ein schlimmes Wetter im Anzüge ist,
so spitzt er immer seine Ohren und geht langsamer als
gewöhnlich, bezeigt auch viel Unruhe. Gestern machte er's
ebenso, und nun wusste ich auch schon, was kommen würde,
und warnte deshalb Ew. Majestät." — „Gut," — sagte der
König, — „Du bleibst bei mir, ich ernenne Dich zu meinem
Astrologen. Mein alter taugt nichts, und ich will an keinen
mehr glauben, als an Deinen ehrlichen Esel." — (So die
„Allgemeine Moden-Zeitung" Nr. 34 vom 17. August 1896,
S. 541.) — Sie hat ihre Quelle leider nicht angegeben, und
wenn die Geschichte nicht wahr sein sollte, so ist sie doch
ziemlich gut erfunden. Aber war denn in diesem Falle der
Hofastrolog wirklich allein der dupirte Theil? Einen wirklichen
Esel kann man doch nicht zum Instrument eines
Astrologen oder Sterndeuters erheben, wenn auch zu einem
gelegentlichen Wetterpropheten. Der Irrthum und der
Aberglaube steckt doch hier ganz offenbar nicht in der
Wissenschaft der Sterndeuterei, sondern in den falschen
Voraussetzungen und Anforderungen, die man an die Astrologie
als Wetterprophetin stellte. Der Vergleich zwischen
beiden hinkt. Der König war abermals irregeführt.

Wir wenden uns nun zurück zur Erfüllung jenes
vorhier berichteten Thieme'schen Orakelspruches und fahren
nach Müller S. 451 ff. in der wirklichen Historie fort: —


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