Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 455
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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Kurze Notizen.

455

6. Juni. („N. Y. St.-Ztg.") — Zwei amerikanische Prospectoren
(.Forscher nach Gold- und Silberadern), haben in
dem Hügellande der Sierra Madre, 35 Meilen von Casa
Grande, Chihuahua (Mexiko), die Leiche des deutschen
wunderlichen Heiligen Franz Schlatter gefunden. Die Aufmerksamkeit
der Prospectoren wurde durch einen im
Baumgezweig hängenden Sattel erregt, und unter dem Baume
fanden sie, näher kommend, auf einer Decke ein menschliches
Skelett. Neben dem Baume lagen auf einem Haufen
einige Decken, Unterzeug, ein Packet Briefe, ein grosses
Notizbuch, eine noch halb gefüllte, verkorkte Wasserkanne
und eine Bibel. Auf dem Titelblatt der Bibel war der
Name Franz Schlatter, sowie einige Bibelsprüche und der
Name Clarence Clarke, Denver, eingetragen. Alle Umstände
deuten darauf hin, dass Schlatter verhungert war. Ein
mormonischer Viehhirte erzählt, dass Schlatter im November
in sein Lager, 50 Meilen westlich von Üasa Grande ritt.
Schlatter sei unbewaffnet gewesen, ohne Lebensmittel und
Kochgeräthe, und habe mit der Erklärung, er faste, die
ihm angebotene Nahrung zurückgewiesen. Er habe während
seines mehrstündigen Aufenthaltes ein Pferd des Hirten
durch Handauflegen zu heilen versucht. Schlatter war vor
drei Jahren ein armer Flickschuster in Denver. Dann wollte
er eine innere Stimme gehört haben, die ihm befahl, sein
Handwerkszeug zu verschenken und nach der Pacificküste
zu pilgern. Er folgte diesem Gebot, wurde mehrere Male
als Vagabund verhaftet und tauchte dann unter den
Indianern in New-Mexiko auf, wo er als Messias ausgerufen
wurde. Stets folgte ihm ein grosser Haufe unwissenden
Volkes, das an allerlei Gebrechen litt, die er durch Handauflegen
scheinbar (?) heilte. Die zuversichtliche Hoffnung
auf Heilung bewirkte, wie es ja häufig geschieht, eine
vorübergehende Belebung der Lebensgeister der Kranken,
und dies wurde von dem Volk wirklich als Heilung angesehen.
Dann unterzog Schlatter sich einem 40tägigen Pasten und
kehrte nach Denver zurück, wo sein Auftreten das grösste
Aufsehen erregte. Ueber das ganze Land ging sein Buf,
und zu Tausenden zogen Kranke aller Art an ihm vorbei,
wobei er sie durch Handauflegen segnete und „heilte".
Wochenlang dauerten diese Auftritte; plötzlich war Schlatter
verschwunden, als er näinüeh als Zeuge gegen eine Anzahl
Fakirs vorgeladen war, die angeblich von ihm gesegnete
Taschentücher zu 2 Doli, das Stück verkauften und damit
glänzende Geschäfte machten. Wer nämlich bei dem riesigen
Andrang nicht zu Schlatter selbst gelangen konnte, wurde
angeblich. schon durch ein heiliges Schnupftuch geheilt.


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