Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 507
(PDF, 203 MB)
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Mammert: Geheimwissen auf dem Lande.

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hob es in die Höhe. Doch Frau H.} auf solchen Fall
vorbereitet, holte ein paar Psalmenblätter aus der
Tasche und warf sie in den Wirbel; worauf dieser sofort
das Heu wieder fahren Hess. So jagte sie ihn über die
ganze Wiese, bis er schliesslich, ohne Heu, brummend
davonzog.

Am selben Tage aber passirte es, dass ein Bauer aus
dem Nachbardorfe P., der zu derselben Zeit, wie die H.%
auf seiner Wiese Heu gemacht hatte, die irVs traf und sie
frug, ob sie am heutigen Vormittage nicht den Zwirbelwind
gesehen hätten. Ihm hätte der Zwirbelwind die ganze
Heuernte, eine starke Wagenladung voll, fortgetragen. Ein
- kleines Häufchen, das dieser zurückgelassen, habe er in
seiner Wuth mit einem Schwefelhölzchen selbst angezündet
unter den Worten: — „Wenn der Teufel so viel genommen,
möge er das Biszchen auch noch holen!" —

Nun sind ja solche Wirbelwinde eine bekannte Erscheinung
, und wie verheerend sie oft auftreten können,
haben wir ja an dem Pariser Wirbelsturme 1896 vernommen.
Ich selber habe an heissen Sommertagen solche, allerdings
kleinere, Wirbel sich bilden und erheben sehen, deren Ent-
stehungsursache sicher rein physikalischer Natur gewesen
sind.*)

Dem Bauer ist es natürlich nicht eingefallen, Nachforschungen
anzustellen, ob sich die entführte Feldfrucht
nicht doch in der Umgegend irgend wo zerstreut hätte wieder
auffinden lassen. Es ist eben ein Jammer, dass die Beobachtungsweise
der Landleute meistentheils logischer Unter-

*) Sicher sind sie das stets. Aber wo sie furchtbar schädigend
eingreifen, üben sie doch die nämliche Wirkung aus, als ob ein böser
Geist oder heimtückischer Kobold in ihnen steckte. So sind
oft ganze Windmühlen sammt ihren Müllern von plötzlichen
Cyklonen emporgehoben und grosse Strecken weit niedergesetzt
worden. Der Eindruck auf alle dabei Betheiligten und Geschädigten
musste der einer unheimlichen, schadenfrohen Teufelswelt sein. (Man
vergl. hierzu den in Ernst Ecksteines Roman: — „Die Hexe von Glau-
städt" — in „Die Gartenlaube" No, 20/1897 S. 327 erzählten Fall, wo
der Teufel auf den gotteslästerlichen Wunsch eines Mannes bei heiterem
Himmel plötzlich das Heu mit einem Windstosse blnweggeführt habe!)
Auf diesen psychischen Einfluss kommt es aber bei solchen Geschehnissen
vorzüglich an und nicht auf die blosse physikalische
Erklärung der bewegenden Kraft der Wirbelwinde, welche Erklärung
ja von allem Menschlichen dabei zu abstrahiren pflegt und das diesen
Geschehende als einen blossen natürlichen Zufall erklärt. Als ob
dann nicht Alles blosser Zufall in unserem Leben sein würde! — Der
Mechanismus der Natur läuft parallel dem Mechanismus unseres Seelenlebens
, ähnlich wie das Geh werk einer Uhr neben ihrem Schlagwerk.
Nur an bestimmten coincidirenden Punkten greifen sie in einander
über und lösen sich einander aus. — DerSekrd. Red.


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