Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
24. Jahrgang.1897
Seite: 512
(PDF, 203 MB)
Bibliographische Information
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512 Psychische Studien. XXIV. Jahrg. 9. Heft. (September 1897.)

man ihn in feuerrothem Gewände, und galt es gar einen
Todesfall im Herrscherhaus zu verkünden, so sah man ihn
in schwarzem Mantel und spitzem, schwarzen Hütlein trübselig
in einer Ecke kauern.*) Gar viele Menschen in der
Residenz wussten von Erscheinungen des kleinen Gesellen
zu erzählen; Schildwachen, Bedienstete des Schlosses, Hofdamen
und Kammerherren hatten ihn gesehen, und soweit
die Tradition Jahrhunderte zurückreichte, hörte man von
dem spukhaften Männchen, welches sogar eine beherzte
Schildwacht einst mit sich durch unterirdische Gänge geführt
hatte, mit dem flehenden Ansinnen, ihm ein uraltes,
verrostetes Schwert blank zu putzen. — 'Ja zum Teufel,
mit was denn putzen? ich habe nichts hier!' — hatte der
Grenadier geantwortet, und bei dem bösen Wort war das
Zwerglein mit einem Schreckensruf entschwunden. Der
unterirdische Gang aber war durch den Vorfall entdeckt
worden; man hatte ihn zuvor nicht gekannt. Selbstredend
waren die Meinungen über den kleinen Spukgeist sehr
getheiit; viele glaubten an ihn, viele spotteten und höhnten
darüber, doch hat mir eine ebenso schöne wie geistreiche
Hofdame noch kürzlich versichert, dass sie ein paar Tage
vor dem Tode des letztverstorbenen Fürsten dea schwarzgekleideten
Zwerg in einer Nische des Corridors habe kauern
sehen, Und Wesen und Charakter dieser Gewährsmännin
bürgen mir vollkommen für die Wahrheit ihrer Aussage.
Auch zur Jugendzeit meines Vaters war oft von dem
Schutzgeist des Schlosses die Rede, weidlich bespöttelt von
den übermüthigen Jungens, welche es sehr unter ihrer
Würde hielten, an ,solche Ammenmärchen' zu glauben. Da
ereignete es sich, dass die liebreizende Tochter des regierenden
Herrn sich mit einem ausländischen Prinzen verlobte und
die Vermählungsfeier mit grosser Pracht begangen wurde.
Auch die Pagen wurden zur Dienstleistung befohlen, [hier
kürzen wir etwas im Text] und es stürmten sechs der jungen
Leute zur Ausrüstung dafür in ihr Thurmstübchen. Als
sie zum Brautzug in die Kapelle abgerufen wurden, eilte
mein Vater und sein Freund Herr v. B. Allen voran. Kaum
aber, dass die Beiden den Flur betreten hatten, prallen sie
aufs Höchste betroflE>en zurück. Dicht vor ihnen, auf dem
Band eines Kamins, sitzt eine kleine, zwerghafte
Gestalt in weissglänzendem Seidenmäntelchen, mit
einem spitzen, weissen Hütchen keck auf dem Ohr, auf

*) Dieser ebenfalls vi eiförmige Zwerg erinnert zugleich an „Das
Gespenst in den Tnilerien" in „Psych. Stnd." März-Heft 1891 8. 140. —

Der Sekr. d. Red.


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