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Kaindl: Veränderungen der exteriorisierten Nervenkraft. 33
keine sehr niederen Zahlen, aber immer die Umkehrung
der normalen Formel, das heißt das Übergewicht der durch
die linke Hand bewirkten Ablenkung der Nadel über jene,
welche die rechte Hand ergiebt. Auch ist das Verhältnis
der Zahlen in allen diesen Fällen fast ganz dasselbe.
Um deutlich nachzuweisen, daß die auf diese Weise
erhaltenen Ablesungen wirklich die Krankheit andeuten,
will ich die verschiedenen Ablesungen zusammenstellen,
welche im Falle eines Patienten dieser Art vor und nach
seiner Genesung beobachtet worden sind. Der Fall dieses
Mannes wies dieselben allgemeinen Symptome auf, welche
im einzelnen nicht berichtet zu werden brauchen, nämlich
Nervenschwäche mit dem Vorherrschen von Verdauungsbeschwerden
. Seine vor Beginn der Behandlung durch das
Sthenometer erhaltene Formel ergab:
Eechte Hand -j- 23 o, Linke Hand + 38 o.
Am Ende der Behandlung, und als der Patient hergestellt
war, ermittelten wir die Formel abermals, welche, wie
folgt, befunden wurde:
Rechte Hand -f 30 % Linke Hand + 25 o.
Die letztere Formel ist völlig normal, die Person zeigte
auf diese Weise außer Neurasthenie keine andre Erkrankung
des Nervensystems, und da diese Formel festgestellt
wurde, nachdem die Heilung vollkommen war, so ist
der Fall ein sehr überzeugender. (Fortsetzung folgt.)
IL Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Die Stellungnahme der Münchener
„K. Akademie der Wissenschaften"
zu den Experimenten Ritter's mit Campetti.*)
Mitgeteilt von Graf Carl v. Klinckowstroem-München.
Wenn ich im Februarlieft der „Psych. Studien" (1908)
von der Inkorrektheit der Pendelexperimente Ritter's sprach,
so muß man diesen Vorwurf doch in vieler Hinsicht ein-
*) Man vergleiche zu diesem Thema ferner, mit welcher Begeisterung
Sendling und seine Frau, Caroline, von diesen Versuchen
sprechen. (Briefe Sehelling's an Windischmann und Hegel: „Ans
Sehelling's Leben. In Briefen. Leipz. 1870% 2. Bd., S. 112 ff.,
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