Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 48
(PDF, 214 MB)
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48 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1909.)

Lehre, die der Gleichnisse, nur „ex eventu" als eine wohlüberlegte
Umbildung verstanden werden. Das Reich, das
im Anbruch sein sollte, kam tatsächlich niemals. Der Eine,
der da kommen sollte, erschien in Wirklichkeit nicht. Die
erhabene Versammlung in den Wolken des Himmels (Mark.
13, 25 — 27 u. a.) wurde niemals abgehalten. Als die
„glühende Hoffnung" auf diese Wunder unter der erkältenden
Logik der Tatsachen, insbesondere der Zerstörung Jerusalems,
zunichte wurde, empfand man eine große Enttäuschung, der
man sich irgendwie anpassen mußte. Das christliche Bewußtsein
war der Aufgabe gewachsen. Es bekämpfte seine
Enttäuschung und überwand sie durch eine innere Umgestaltung
seines Glaubens selbst: durch eine neue, sekundäre
ßeihe religiöser Ideen, zu denen insbesondere die geistige
Deutung des Reiches in den Gleichnissen, der Gedanke
einer Auf erweckung von den loten und die erst in den
Schriften Justin's auftauchende, dem Neuen Testament selbst
noch fremde Hoffnung auf „eine zweite Ankunft des
Kommenden" gehörte. In der Tat scheint es unmöglich,
daß der unbefangene Betrachter diese drei nicht als „neue
Sippeu erkennen sollte: „als unvermeidliche Berichtigungen
der sich den unnachgiebigen Gußformen der Geschichte anpassenden
apokalyptischen Ideen". Und wo solche Erkenntnis
fehlt, da ist es gleichermaßen unmöglich, das Neue
Testament und die Entstehung des Christentums zu verstehen
. —

Wann, wo und durch wen diese Umbildung der Ideen
bewirbt worden ist, können wir natürlich heute nicht mehr
im einzelnen feststellen. Aber darum ist es doch nicht
weniger sicher, daß sie tatsächlich stattfand. Daß der Ausdruck
„Erweckung" (Anastasis), ebenso wie der des „Reiches",
an verschiedenen Stellen des Neuen Testamentes in zwiefach
verschiedenem Sinne gebraucht wird, ist unbedingt sicher.
Daß der eine Sinn den anderen ausschließt, ist ebenso unbestreitbar
. Und welcher von ihnen der ältere ist, kann
nicht wohl zweifelhaft sein. Also muß zu irgend einer Zeit
an irgend einem Platze die erwähnte Umbildung wirklich
stattgefunden haben. Und bedenkt man die unbestimmte
Zweideutigkeit des Ausdrucks „erweckt"; bedenkt man die
durch den unbekümmerten Gang der Ereignisse auferlegte
Notwendigkeit seiner Umdeutung; bedenkt man die seitenverwandte
Idee eines leidenden Messias (Jes. 52, 53) und
der Passion des Christus; bedenkt man auch die platonische
Idee der Verfolgung des Gerechten (Eep. 2, 360—62); und
bedenkt man endlich die allgemeine Neigung des
Orientalen zur Yergeschichtlichung seiner

Ittt, f. Grenzgcb.
4er hycholw&U


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