Freiburger historische Bestände - digital

102 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1909)

vom spiritistischen Laien als unwichtig und langweilig ignoriert
. Da bittet man die „Geister" um möglichst viel
Blumen. Und die Gläubigen empfangen soviel, daß damit
Handel getrieben werden könnte, anstatt sich mit einem
Blümchen unter zwingenden Bedingungen zu be-

fnügen. Und dann wundern wir uns, wenn ein derartiger
tericht bei passender Gelegenheit zerpflückt wird und nichts
davon bleibt, das die Prüfung übersteht.

Nicht immer sind es freilich Spiritisten, die an „ Erinnerungslücken
a leiden, wenn sie auch, nach Dessoir,
Menschen sind, die besonders viel irren. Schon währenddem
ich Prof. Dessoir anhörte, konnte ich konstatieren, daß
, auch andere Sterbliche diesen Fehlern unterliegen. So
/ wenn Dessoir erinnert an die Geschwister Fox, deren Klopf-
/ töne nur unter Bedingungen aufgetreten sein sollen, die
/ auch die Nachahmung ermöglichten. Sie^seien ausgeblieben
1 bei exakten Bedingungen. Das hätten seföm^die ersten
wissenschaftlichen Beobachter festgestellt. Woraus schöpft
Herr Prof. Dessoir wohl? Als erste wirklich wissenschaftliche
Untersuchung der Geschwister Fox hat wohl die folgende
Sitzung zu gelten, die im Jahre 1852 abgehalten wurde
und inVesme: „Geschichte des SpiritismusÄ berichtet wird:
Der~7Bote der Vereinigten Staaten" bringt in seiner
Nummer vom 8. Juli 1852 aus der Feder seines Berichterstatters
von St. Louis unterm 25. Juni des nämlichen
Jahres folgende Mitteilung:

„Die Damen Fox erschienen im Amphitheater der medizinischen
Schule der Universität Missouri vor einer Versammlung
von 500 — 600 Personen. Der Exsyndikus der
Stadt, wohlbekannt wegen seiner entschiedenen Gegnerschaft
der neuen Lehre, war als Vorsitzender der Vereinigung

Gewählt worden. Ein Untersuchungskomitee überwachte
ie Versuche, geleitet von dem Dekan der Universitäts-
Fakultät, der im Westen wegen seiner Gelehrsamkeit auf
medizinischem Gebiet und seiner enormen Beredsamkeit
weit und breit hochgefeiert war. [Namen?! — Red.]

Die beiden jungen Mädchen mußten an dem anatomischen
Tische Platz nehmen, und zwar derart, daß auch
nicht die geringste Bewegung ihrerseits den Anwesenden
entgehen konnte. Die Versammlung betrachtete sprachlos
jene beiden anmutigen Bildsäulen aus Fleisch und Blut, und
die große Frage des zukünftigen Daseins ward gestellt:
To be or not to be! Bald traten auch die Geräusche ein:
wie ein leichtes Tippen ließen sich anfangs die Klopflaute
im Tische vernehmen, um bald darauf jedoch so an Kraft
zu gewinnen, daß man sie im ganzen Saale, auch an dem