Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 179
(PDF, 214 MB)
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Freudenberg: Zum italienischen Erdbeben

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Sarti rufen, nachdem sie in der Nacht durch ein schreckliches
Traumgesicht gepeinigt worden war, das bei ihr eine
«juälende Beunruhigung zurückgelassen hatte. Vergebens
bot der Arzt alle Mittel auf, die Dame zu beruhigen; dies
gelang ihm erst, als er ihr versprach, einen von ihr geschriebenen
Brief dem König zu übergeben. In diesem
Brief wurde S. Maj. der König Viktor Erna-
nuel gebeten, der Stadt Messina zur Hilfe
zu kommen, welche von einem furchtbaren
Erdbeben bedroht sei. „Ich sehe,* so heißt es
in dem Briefe, „sich Land und Meer vereinigen,
um die schöne Stadt zu vrschlingen. Dieses
entsetzliche Unglück wird sich am 8., 18
oder 28. d. M ereignen.** In der Uberzeugung, daß
er es mit einer Halluzinierenden zu tun habe, steckte der
Arzt den Brief in sein Portefeuille und, als er andern
Tages die Patientin wieder besuchte und ihr erklärte, daß
er die Botschaft an den Souverain habe gelangen lassen,
zeigte sich die Kranke ruhiger und bereit, einige Nahrung,
sowie die verordnete Medizin zu sich zu nehmen. Aber
in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember wurde sie von
einer heftigen hysterischen Krise befallen. Sie wand sich,
weinte, schrie und fragte unaufhörlich, ob der König angeordnet
habe, daß Messina geräumt werde. Auch eine
weitere Krise in der Nacht vom 17. Dezember spielte sich
höchst dramatisch ab und eine solche vom 27. war derart
ernst, daß man in der Umgebung der Patientin glaubte, ihre
letzte Stunde sei gekommen. Sie lamentierte und schüttelte
sich vor Angst bis zum Abend des 28. Alsdann verfiel sie
in einen tiefen Schlaf..... Die Katastrophe hatte stattgefunden
.

Dr. Sarti war im höchsten Grade betroffen über die
Richtigkeit der Prophezeiung seiner Kranken. Die grauenvolle
Brutalität, mit .welcher die Vorschau seiner Patientin
in Erfüllung gegangen ist, hat bei ihm jeden Zweifel für
immer erstickt. Er bereitet über diesen seltsamen Fall
eine Denkschrift für die Akademie vor und will seine
Klientin den italienischen Autoritäten auf dem Gebiete der
Psychologie vorstellen.

Der fragliche Brief ist nachträglich dem König überleben
worden, der mit dem größten Interesse den Untersuchungen
entgegen sieht, welche die Fakultät bei der
Prophetin anstellen wird.

Diese Mitteilung wurde zuerst im „Gil Blas* am 20.
Januar d. J. veröffentlicht. Das „Echo" bemerkt dazu:
„Wenn der betreffende Brief wirklich das enthält, was be-

12*


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