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238 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 4. Heft. (April 1909.)
Ein echt spiritistischer Roman ist auch „ Spiridiona von
George Sand, in welchem ein verstorbener Abt mit einem
alten, einsam auf seiner Zelle hausenden Mönche verkehrt und
die Mönche durch Spukerscheinungen erschreckt, wenn sie
seinem Willen entgegen handeln. Eugen Nus beschäftigte
sich mit Typtoiogie, Elias Sau vage schrieb einen spiritistischen
Roman ^Mireita*. Julius Michelet, der Staatsmann
Guizot, Clovis Hugues, Yillier de PIsle-Adam, Erekmann-
Chatriau, Houssave, der Modernist Huvsmans, man kann
sagen: alle bedeutenden französischen Dichter und Schriftsteller
haben zu den Erscheinungen des Spiritismus Stellung
genommen. Leon Denis und Julius Bois haben ernsthafte
Untersuchungen angestellt. Von letzterem wird erzählt,
daß auf seiner Hochzeit die Geister sich bemerkbar gemacht
hätten. Selbst unter den Dramatikern steht Sardou
nicht allein als Medium da. Albin Valabregue bekannte
sich offen als Medium, und der wegen seiner Schlagfertigkeit
und seines kaustischen Witzes bekannte De Curel hat
wiederholt schon in spiritistischen Zeitschriften wegen seiner
Visionen von sich reden gemacht: er sieht die Personen
und hört ihre Dialoge, die er einfach nur niederzuschreiben
braucht. Ähnliches ist ja auch von Goethe bekannt. —
Sardou hat seine medianime Fähigkeit selbst in einem
Brief an die Londoner Zeitschrift „Grand Magazine* vor
sechs Jahren geschildert:
„Ich besaß ein rundes Tischchen, das auf meinen Befehl
durch mein Zimmer spazierte, sich auf den Kopf stellte
wie ein dressierter Hund. Einmal fielen weiße Rosen von
der Decke auf meinen Schreibtisch, ich sah die Tasten
meines Klaviers wie unter dem Druck unsichtbarer Finger
sich niederdrücken und wieder aufschnellen und hörte eine
fremdartige Musik. Ich war zuletzt so vertraut mit
diesem Phänomen geworden, daß es schließlich gar keinen
Eindruck auf mich machte. Ich konnte es völlig ruhig
ohne die geringste Autosuggestion beobachten als ein aufmerksamer
Zuschauer. Aber mein Skeptizismus mußte vor
den Tatsachen die Waffen strecken."
Bei diesen äußerlichen Manifestationen blieb es nicht.
Sardou mußte selbst unter fremder Führung den Griffel
gleiten lassen und direkte Offenbarungen empfangen. Wie
das kam, schildert G. Lenotre anschaulich in „Lectures pour
toustf: „Er wohnte damals am St. Michels-Quai; das Fenster
seines kleinen Zimmers öffnete sich nach einem Horizont,
den der Fluß, die Türme von Paris und der alte Louvre
bildeten. Es war an einem Sommerabend, als er seine
Mediumschaft entdeckte. Er hatte den Tag mit Freunden
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