Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 311
(PDF, 214 MB)
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Wenzel-Ekkehard: V. Sardou als Schreibmedium. 311

mit einer bestimmten Persönlichkeit zu verkehren, deren
Charakter von dem seinen verschieden war und die ihm
ihren Willen aufnötigte.

Ob Sardou wirklich Palissy's Geist vor sich gehabt,
ist natürlich eine Trage, die wir nicht beantworten können.
Der Zustand Sardou's ist wichtiger, da jeder von uns davon
heimgesucht werden kann und infolgedessen sich die
Gelegenheit wiederholt, ihn studieren zu können. Daß es
sich um einen Schlaf- oder Fieberzustand gehandelt habe,
in welchem die Phantasie des Künstlers frei geschaltet
hätte, ist zwar auch eine bequeme Erklärung, aber sie vermehrt
die Schwierigkeiten noch, da wir die Phantasie als
unmittelbare Kraft vor uns sähen, während sie sonst nur
mit Hilfe des kritischen Verstandes zu schaffen vermag
und dabei nicht imstande ist, unter Ausschaltung des
Tagesbewußtseins direkt auf den Muskelnerv in bestimmter,
nur dem bewußt arbeitenden, kritischen Verstände eigentümlicher
Ordnung und Disziplin zu arbeiten. Höchstens
könnte man annehmen, daß die Arbeit so schnell von
statten geht, daß die Einzelbilder nicht erst zum Bewußtsein
kommen, wie bei einem Kinematograph, der ohne
regulierendes Hemmnis den Film in einem Nu herunter
spult.

Der Künstler Palissy hatte die Eigentümlichkeit, seltsame
Figuren aneinanderzureihen, z. ß. als habe eine Flut
Muscheln und andere Meertiere zusammen ans Land gespült
und hier seien sie in der wahllosen Aneinanderreihung
erstarrt. Aber er arbeitete kräftig und bildete seine Gestalten
plastisch, während die Sardou'sehen Zeichnungen
zart und unorganisch sind und jede Befähigung für Plastik
vermissen lassen. Die letzteren sind sozusagen aus Gefallen
an absonderlichen Linienzusammenfügungen entstanden, aber
nicht — wie ihre Bezeichnung: „Wohnhaus oder Ort auf
dem Jupiter" ausdrücken möchte — nach Anschauung realer
Dinge. Ein Bildhauer oder Modelleur würde seine Zeichnungen
immer mit Rücksicht auf die plastische Wirkung
anfertigen: er sieht die Gegenstände gar nicht anders.

Es ist freilich zu berücksichtigen, daß der fremde
Wille, der auf Sardou wirkte, auf dessen Hirnsubstanz
wirken mußte, wo sich ihm Windungen, welche die Gewohnheit
des Denkens und Handelns (der sogenannte mechanisierte
Wille) gegraben, hindernd entgegenstellten. Ein
größeres Hindernis bildeten dann die gröberen Muskelpartien
des Armes, die selbst nicht allen Regungen des
Individuums, dem sie angehören, nachzugeben vermögen.
Sollen also charakteristische Abweichungen in der Arbeit


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