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386 Psychische Studien. XXXVI. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1909.)
ihre Großmutter; nach einiger Zeit wandte sie sich mit
dem Ausdruck lebhafter Überraschung an ihren Vater:
„Warum, Papa, hast du mir nicht gesagt, daß Jenny tot
ist? Hier ist meine Jenny, sie ist mit den anderen gekommen
, mich zu empfangen." Nun ist zu bemerken,
daß das sterbende Kind keine Kenntnis hatte von dem,
was ihrer kleinen Freundin begegnet war, weil die Eltern
es sorgsam vermieden hatten, in Gegenwart der Kleinen
davon zu sprechen, um sie nicht aufzuregen. Aber die
kleine Jenny war wirklich vor kurzem gestorben. So die
Tatsache! Nun scheint mir, daß sie ein Element von
ungewöhnlicher und überzeugender Art enthält. * Wenn
man auch begreifen kann, daß das Kind sich einbildet,
seine Großeltern zu sehen, so ist doch nicht der geringste
Grund zur Annahme gegeben, daß es sich auch einbildet,
Jenny zu sehen, übrigens beweist der Umstand, daß
die Sterbende auch für Jenm ein Andenken bestimmt
hatte, ferner die sichtliche Überraschung und ihre Worte,
daß der Fall mit Hilfe der gewöhnlichen Hypothese
nicht so leicht zu erkläien ist. (Rev. Minot Sa vage:
„Can Telepathy explain?")
Die unter 2) genannten Fälle sind sehr selten, so zwar,
daß Mrs. Sidgwick treffend erklärt, daß der wissenschaftliche
Beweis für die objektive Existenz der Erscheinungen
der Toten einen großen Schritt vorwärts machen würde,
wenn es gelänge, solche Fälle in hinreichender Anzahl zu
sammeln.*) Aber so weit sind wir noch nicht und die
Wissenschaft ist daher gezwungen, die wenigen Fälle, welche
man kennt, mit der größten fieserve zu untersuchen, d. h.
sich von jedem sentimentalen oder mystischen Vorurteil
fern zu halten. Infolgedessen wird die Wissenschaft, solange
es gelingt, weniger gewagte Hypothesen zur Erklärung
jener Vorgänge zu finden, vorläufig bei diesen
stehen bleiben. Als eine derartige Hypothese erscheint
eben die Telepathie.
Ein bezeichnender Fall dieser Art ist folgender, welcher
der „Society for Ps. R.a durch einen irländischen Oberst
mitgeteilt wurde. Da die Gattin des Obersten die Hauptrolle
spielt, ist es begreiflich, daß dieser eine Veröffentlichung
des Namens nicht wünscht: „Es sind ungefähr
16 Jahre her, daß mir Mrs......sagte: „Wir werden
während der ganzen nächsten Woche Gäste haben.
Kennst du jemand, der mit unseren Töchtern singen
könnte?" Ich erinnerte mich, daß mein Waffenschmied
*) „Proeeedings", Vol. III.
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