Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 450
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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450 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 8. Heft. (August 1909.)

Fähigkeiten gegeben hätte. Ich ging hin, ohne mich zu
erkennen zu geben, und bat sie um eine Söanee, welche
bewilligt wurde. Es meldete sich ein Wesen, das behauptete
, die Schwester meiner Frau zu sein; sie nannte
sich Marie, was richtig war; sie besprach die Vorkommnisse
in meiner Familie genau der Wahrheit gemäß; sie
gab den Namen meiner Frau Elise-Anne völlig richtig
an; sie beschrieb ihre Krankheit, sagte, daß sie dieselbe
nicht überstehen und daß sie nur einige Monate noch
leben würde. Überrascht durch solch genaue Angaben,
fragte ich: »Wie sollen wir diese Phänomene nennen?
Psychismus? Somnambulismus? Wie?" Die sog. Marie
antwortete: „Ich wußte wohl, daß du mir diese Frage
stellen würdest; ich habe sie in deinen Gedanken gelesen
. " — „Du nimmst also aus meinen Gedanken alles,
was du willst*, fragte ich. — „Nein", anwortete sie, „und
um es dir zu beweisen, werde ich etwas sagen, was nicht
in deinen Gedanken ist. Ich kündige dir an, daß von
jetzt ab in drei Tagen Elise-Anne sagen wird, daß ich
ihr zugleich mit unserer Mutter erschienen bin, die ich
hoffe mitbringen zu können."

Ich muß bemerken, daß die Mutter meiner Frau seit
45 Jahren tot ist und die Schwester 6 oder 7 Jahre vorher
starb. Ich bewahrte das Geheimnis natürlich sorgfältig
. Drei Tage darauf kam die Krankenwärterin ganz
aufgeregt zu mir, um mir mitzuteilen, daß der Zustand
meiner Frau schlechter wäre, daß sie deutliche Zeichen
von Delirien gäbe, und daß sie plötzlich ihre Mutter und
ihre Schwester Marie genannt habe; dann sei sie vom
Bette gesprungen und sei zur Türe geeilt mit den Worten:
„Bleibe Mama! Halt Marie! Geht noch nicht fort!"

Nach diesem frappanten Beweis ging ich wieder zu
Miss White. Sobald die Sitzung begonnen hatte, kam
dasselbe Wesen wieder. Ich war damals sehr bekümmert,
da meine Frau seit einigen Tagen weder Speise noch
Flüssigkeit behalten konnte, nicht einmal Milch und
Wasser. Sie war daher ganz erschöpft, umsomehr als sie
an gänzlicher Schlaflosigkeit litt. „Marie" riet, ihr sehr
starken und heißen Kaffee mit ein wenig Creme, Zucker
und Bisquit zu geben. Obgleich mich diese Vorschrift
überraschte, beschloß ich es zu tun. Die Kranke nahm
es gerne und verdaute es vollkommen; sie schlief auch
darauf längere Zeit. Während mehreren Tagen lebte sie
von nichts anderem; allmählich aber vertrug sie auch
diese Nahrung nicht mehr. Ich fragte aufs neue Miss
White; „Marie" riet, der Kranken mehrmals im Tage


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