Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 476
(PDF, 214 MB)
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476 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 8. Heft. (August 1909.)

ferner ein dritter Zustand, welcher weder Anzeichen von
Träumen bietet, noch eine Erinnerung an Träume hinterläßt
und in welchem eine Gehirntätigkeit nicht mehr wahrnehmbar
ist. Wir würden aber zu weit gehen, hieraus zu
schließen, wie manche Physiologen tun, daß in diesem
dritten Stadium keine Gehirntätigkeit stattfindet und keine
Träume vorhanden sind.*)

Wir sind nur zu dem Schluß berechtigt, daß während
dieser Periode der anscheinenden Ruhe die Gehirntätigkeit,
wenn sie fortbesteht, stark vermindert ist und daß, wenn
hierbei Träume Zustandekommen, dieselbeu vom wachen
Leben getrennt sind. Wenn wir in unserer Forschung
weitergehen und nach dem Zustand der Seele fragen und
nach den Bedingungen ihrer Verbindung mit dem Gehirn
während des Ruhestadiums, dann betreten wir ein Feld,
auf dem wir tausend Spekulationen begegnen und vielleicht
nur dem einzigen wirklichen Faktum, daß, solange das
Leben währt, irgend eine Verbindung zwischen Geist
und Materie bestehen muß. Wie wir uns diese Verbindung
auch denken, sicher ist, daß in irgend einem Moment bei
gesundem Schlaf ein mehr oder weniger lauter Ton, eine
stärkere oder geringere Berührung genügt, um das Gehirn
zur vollen Tätigkeit zu bringen und seine direkte Verbindung
mit dem Geiste, wenn sie wirklich unterbrochen
war, wieder herzustellen.

Die Lehre des Cart esius**), daß die Seele niemals
' schläft, kann weder widerlegt, noch praktisch bewiesen
/ werden. Wenn .wir uns vorstellen, daß die Seele Ruhe
braucht, dann müssen wir zugeben, daß der Schlaf ein
Phänomen i^t, dem wir in der nächsten Welt so gut begegnen
werden, wie in dieser. Wenn wir anderseits behaupten
, daß es nicht einen Moment geben kann, in welchem
ein unsterblicher Geist keine Gedanken und Empfindungen
hätte, so muß geantwortet werden, daß die Worte „Gedanken4
* und „Empfindungen", wenn sie von menschlichen
Wesen mit Hinblick auf ihre gegenwärtige Lebensphase
gebraucht werden, lediglich auf die geistigen Verhältnisse
passen, welche die Tätigkeit eines menschlichen Gehirnes
voraussetzen. Was aber die Tätigkeit der Seele ohne Gehirntätigkeit
betrifft — wenn ein solcher Zustand bestehen

*) Oarpenter z. B. ist der Ansicht, daß im tiefen Schlafe
das Cerebrum und das Sensoriam im Zustande gänzlicher Untätigkeit
sind.

**) Descartes (Renatus Cartesius) Begründer der neueren dogmatisch
-rationalistischen Philosophie, geh. 1596 in La Haye, gest.
1650 in Stockholm bei der Königin Christine von Schweden.


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