Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 479
(PDF, 214 MB)
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Peter: Schallende Tritte an der Grenze einer andern Welt. 479

geistigen Kräfte, welche einen der Hauptzüge in den obengenannten
Stadien bildet, treffen wir auch in zahlreichen
Beispielen während des einfachen Träumens. Wir lesen z. B.,
daß Cabanis*) im Traume oft deutlich die Lösung politischer
Vorfälle sah, welche ihn im wachen Zustand verwirrten.
Carpenter gibt zu, daß der Denkprozeß während des Schlafes
mit ungewöhnlicher Schärfe und ungewöhnlichem Erfolge
vor sich gehen kann und führt als Beispiel den Fall Con-
dillac**) an, der uns berichtet, daß sich ihm in seinen
Studien oftmals eine Sache im Traume klärte, welche er
vorher beiseite gelegt hatte. Carpenter vermutet, daß dies
die Folge der Befreiung von allen äußeren Beeinflußungen sei.

Noch näher kommen wir einigen Phänomenen des
künstlichen Somnambulismus und der Ekstase, sowie dem
unfreiwilligen Schreiben moderner Medien, wenn der Schlafende
eine Geschiebte seiner Träume gibt. Einen sehr interessanten
Fall dieser Art erzählt Abercrombie von einem ausgezeichneten
Rechtsgelehrten des vergangenen Jahrhunderts. Derselbe
wurde in einer wichtigen und verwickelten Sache um
Rat gefragt und er studierte die Angelegenheit sorgfältig.
Nachdem er einige Tage damit beschäftigt war, bemerkte
seine Frau, daß er nachts aufstand und an ein Schreibpult
ging, das im Schlafzimmer stand. Er setzte sich hin und
beschrieb einen großen Bogen, den er sorgsam in das Pult
verschloß. Dann ging er wieder zu Bett. Am folgenden
Morgen erzählte er seiner Frau, daß er einen interessanten
Traum gehabt hätte: er träumte die klare und richtige Anschauung
eines Falles, der ihm vorher sehr schwierig zu
liegen schien; er gäbe wer weiß was darum, die Gedanken, welche
ihm im Schlaf gekommen waren, wiederzufinden. Die Frau
führte ihn zum Schreibpult, in dem er alles klar und deutlich
aufgeschrieben fand. Es war, wie sich später herausstellte
, das Geschriebene vollkommen korrekt.14

Es braucht kautn daran erinnert zu werden, daß solche
Beispiele, wie das eben erwähnte, zwar zahlreich sind, aber
doch die Ausnahme von der Regel bilden, daß die Denkkräfte
während des Schlafes geschwächt sind. Oft stellt
sich auch das, was wir im Traume als besonders vernünftig
ansehen, im Wachzustand als barer Unsinn heraus. Aber
dies kommt auch während des somnambulen Schlafes unet
während der Extase vor. — (Fortsetzung folgt.) j

*) Pierre C, Arzt und Philosoph, geb. 1757, gest. 1808 in Paris.
(In seinen Armen verschied Mirabeau.) P.

**) Franz. Philosoph, geb. 1715 in Grenoble, gest. 1780. Seine
sensualistische Psychologie hat in Frankreich und England großen
Einfluß geübt. P.


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