Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 486
(PDF, 214 MB)
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486 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 8. Heft. (August 1909.)

Fingernägel ragten ungewöhnlich weit hervor, wie wenn sie
ganz vorgeschoben wären, und sahen völlig weiß aus. Sie
erkannte mit Bestimmtheit das Gesicht und die ganze Gestalt
des Herrn K. wieder, den sie ja in C. gesehen hatte.
Zufälliger Weise war sonst kein Mensch im Treppenhaus,
und es herrschte eine völlige Stille. Was sie zu hören
glaubte, war ein leises Schleifen der Füße der langsam vor
ihr hergehenden Gestalt, außerdem ein fortgesetztes, leises,
S-artiges Surren. Etwas überaus Friedliches fiel ihr an der
Gestalt auf, die den etwas gesenkten Kopf mehrmals nach
ihr hinwandte, mit einem tieftraurigen Aasdruck im Gesicht
; es kam ihr vor, als ob sie etwas sagen wollte, es jedoch
nicht konnte.

Namentlich beim Umbiegen der Treppe konnte sie die
Gestalt deutlich beobachten. Ganz besonders scharf sah
sie den grauweißen Schnurrbart und den Vollbart, den sie
mir genau beschreiben konnte. Ihre Furcht vor dem ungewohnten
Anblick suchte sie zu beschwichtigen, indem sie
sich etwas mit dem Hund zu schaffen machte, der öfters in
die Höhe sprang. Doch ist dieser auch sonst sehr lebhaft
und das Mädchen kann sich nicht bestimmt erinnern,. daß
der Hund anders als sonst gewesen wäre. — So ging sie
die vier Treppen bis zu unserer Wohnung hinauf, ohne daß
sonst ein Mensch auf der Treppe gewesen wäre, und immer
hörte sie das merkwürdige Surren vor sich. Plötzlich, vor
der Glastüre, war die Gestalt verschwunden und es war
völlig still auf der ganzen Treppe. Sie schaute noch einmal
durch das Schiebfenster hinaus, sah aber niemand
mehr. — Nach etwa einer Stunde mußte sie nochmals einen
Ausgang machen. Wie sie eben die Glastüre verließ, sah
sie wiederum dieselbe Gestalt vor sich, langsam die Treppe
hinuntergehend. Nach etwa sechs Schritten verschwand sie
jedoch plötzlich.

Soweit der Bericht des Mädchens, das ich mehrmals
eingehend nach allen Einzelheiten ausfragte und der ich
* auch diese meine vorliegende Darstellung der Sache vorgelesen
habe. Soweit ich das Dienstmädchen, das seit Februar
bei uns im Dienst ist und sich stets durch große
Treue bewährt hat, kenne, hat sie nichts Krankhaftes an
sich. Sie ist allerdings leicht erregbar, was auf ein zartes
Nervensystem schließen läßt, und eben in den dem 11 Juni
vorangehenden Tagen war sie durch die Vorbereitungen zu
der auf den folgenden Samstag festgesetzten Taufe meiner
kleinen Tochter teilweise bis tief in die Nacht hinein anstrengend
beschäftigt und befand sich wohl dauernd in
einem Zustand der Spannung, was sie jedoch selbst nur


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