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Kniepf: Noatradamus-Probleme, 521
könnte, die übrigens den Witterungsumständen am Abend
des mörderischen 1. September 1870 sehr wohl entsprechen
konnte. Nostradamus liebt zuweilen solche poetischen und
zugleich doch charakteristischen Gemälde. Herr Noro
meint in einer Anmerkung, ob der Seher nicht einen
Meteorsteinfall mit Feuererseheinungen gemeint haben
könnte. Von einem solchen ist mir nichts bekannt. Den
Zusammenhang dieser ersten Zeile mit dem Folgenden gewinnen
wir aber gerade durch die „entr$veu\ Nostradamus
verfährt zuweilen doppelsinnig und er hat ja,
wie er selbst sagt, seine Prophetien verschleiert bis ins
absichtlich Verwirrende, und hatte darin seine besonderen,
vom einfachen Sprach- und Wortverstande aus beurteilt,
oft unbegreiflichen Tricks, selbst mit sinnlos und unnötig
erscheinenden Entstellungen. Man kann auch in der ersten
Zeile und in dem „en terre veu* zunächst keinen besonderen
Sinn entdecken und kann es so als „Notnagel",
des Reimes wegen, wie Herr Noro raeint, betrachten. So
ließ ich anfänglich diese Worte auf sich beruhen und beiseite
, wiewohl ich meine Hintergedanken dabei schon hatte;
denn bei Nostradamus ist sehr wenig Uberflüssiges und nur
des Reimes wegen Dastehendes zu finden; in seinem
abrupten Stil erscheint alles wie im Trance, aber bedeutungsschwer
mit genialem Hintersinn hervorgestoßen
. Auf Veranlassung« des Herrn Dr. W. Bormann
sagte ich alsdann im Juni - Heft meine Meinung über die
„en terre veutt, wohl wissend, daß nicht jeder beipflichten
würde. Herr Noro irrt wohl auch darin, daß ich damit
die Gefangennahme prophezeit sah; das ist nicht der Fall,
denn diese wird deutlich in der dritten Zeile beschrieben
(prins du grand le neveu). Ich halte aber „en terre veuu
nach wie vor nicht für einen bloßen Notnagel, sondern es
ist offenbar doppelsinnig; vollzog sich doch die Gefangennahme
durch die ICntrevue mit Bismarck und König
Wilhelm, dessen Nennung gleich darauf folgt: „Frapp6 du
haut uay" („geschlagen durch den Hoch-, bezw. höner als
Napoleon Geborenen").
Was im übrigen Noro vom französischen Sprachgebrauch
mit Beispielen für „en terre" anführt, hat hier
schwerlich etwas zu sagen. Nostradamus gebraucht Gewohntes
wie Ungewohntes; er zertrennt Wortgebilde,
wie er neue und recht sonderbare schafft; ja
man muß sogar scheinbar ganz rechtschaffene Wörter bei
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ihm mit Mißtrauen betrachten, ob er uns nicht eine lalle
stellt. Wie willkürlich er verfährt, dafür gibt es zahlreiche
Beispiele. So kommt in Centurie IV, Nr. 13 vor: „Ban les
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