Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 542
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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542 Psych. Studien. XXXVI. Jahrg. 9. Heft. (September 1909.)

Menschen in sein Leben ahnen oder bestimmen kann: daß
aber diesem Schicksal bestimmte Lebenstendenzen und
Ziele innewohnen, das erscheint sicher, ebenso wie der Charakter
des Menschen sein Streben und Wollen hat; nur ist
uns der Einblick in das „ Systemtf solchen Schicksalcharakters
ebenso versagt, wie dem Käfer das Durchschauen
der menschlichen Seele.

Verfolgen wir unsere Proportion noch weiter, so dürfen
wir sogar einen Schluß wagen in Bezug auf die „Gestalt
* des Schicksals. Stellen wir uns vor, was für ein
optisches Bild der Käfer etwa vom heranschreitenden Mensch-
Schicksal empfängt: In seinem Facetauge spiegelt sich das
Mosaik ungeheurer Schatten, unförmig aufgetürmter Farbenmassen
und gigantisch sich bewegender Formen. Wenn er
sich auch einer gewissen Gleichförmigkeit und Einheitlichkeit
dieses „Mensch-Schicksals" bewußt sein mag, so ist, was
ihm da erscheint, doch weit entfernt von dem hochentwickelten
Organismus, welcher in Wirklichkeit dieser Mensch
ist. Kaum etwas seinem sechsfüßigen Insektenkörper Vergleichbares
entdeckt der Käfer am Bild des Mensch-Schicksals
. Und doch ist dies halb als Lebendiges, halb als
Elementares empfundene Schicksalgebilde in Wahrheit ein
unendlich lein und entwickelt aufgebauter Organismus.
Sollte also unser Menschen-Schicksal nicht in ähnlichem
Sinne ein lebendiger „Organismus" sein, ein Organismus,
der nur unendlich höher, gewaltiger und differenzierter entwickelt
ist, als wir Menschen, und von dem uns (gleich der
Vorstellung des Käfers) nur eine unseren Augen und Verhältnissen
zugängliche oeite erscheint? Bei einem sinnlichen
Bilde vom Schicksal sehen wir zunächst unwillkürlich aufziehende
Gewitterwolken, Sturm und Erdgewalten vor uns:
Sind das nicht vielleicht nur Schatten und menschlich faßbare
Ausläufer des Schicksalwesens? —

Und weiter: Was der Käfer unter der allgemeinen
Vorstellung Mensch-Schicksal zusammenfaßt, sind in Wirklichkeit
zahlreiche Einzelmenschen mit unter sich verschiedenen
Charakteren, Eigenschaften und Lebenskreisen:
Sollte es nicht auch — statt des einen Schicksals — zahlreiche
, zahllose Einzel - Schicksale geben, die an besondere
Erdgegenden gebunden ihre besonderen Physiognomien und
Wirkungssphären haben? — Vergegenwärtigen wir uns
nochmals, daß die Natur sich als eine in immer weitere
Fassungen und Kreise spielende Analogiebildung der
gleichen Lebensform darstellt, und daß Käfer — Mensch —
»Schicksal nur Stufen einer unendlichen Leiter sind. Sollte
nicht, wie der Mensch als Käfer-Schicksal über dem Käfer,


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