http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0555
Dr. P. Telästhesie.
551
Telästhesie.
Von Dr. P. in W. «)
Einige Fälle von Fernempfindung (Telästhesie), für
deren Wahrheit ich bürge, gestatte ich mir den Lesern der
„Psychischen Studien" vorzulegen. — Folgendes schicke
ich voraus: Mit du P r e 1 nehme ich das Vorhandensein
eines „transszendentalen Subjekts", einer in die Ferne
sehenden, durch die Ferne empfindenden Seele an. Sie
erhält Mitteilungen von Dingen und Geschehnissen, welche
unseren Sinnesapparaten gewöhnlich unzugänglich sind, und
vermittelt diese Eindrücke dem Gehirn. Ich möchte
die Art und Weise dieser Ubermittelung — bei tagwachem
Bewußtsein — als eine „dramatische Spaltung des Ich"
(du Prel) bezeichnen. Früher erhielt ich solche Mitteilungen
auf dem Wege automatischen Schreibens, jetzt
noch fortgesetzt durch ein inneres Hören oder Schauen,
aber auch in der Weise, daß ich eine mir noch unbekannte
Tatsache im eigentlichen Sinn auszusprechen mich gedrungen
fühle. (Ich bin nicht ohne Nervosität, sensibel,
denke aber sonst sehr nüchtern.) Meine kleinen Erlebnisse
enthalten im übrigen nichts Welterschütterndes; für
wahrheitsgetreue Wiedergabe stehe ich ein :
1) 1899, im Sommer, erwartete ich den Brief eines
Freundes, eine Antwort auf ^en meinigen, die aber wider
Erwarten sich verzögerte. Eines Mittags wurde mir Mitteilung
, die Antwort sei soeben abgegangen. Ich berechnete
die Stunde der Ankunft; der Brief kam anderen Tags
genau auf den Zeitpunkt; er enthielt an der Spitze die
Mitteilung, daß mein Freund elf Tage abwesend
war auf einer Tour und bei seiner Rückkehr meinen Brief
zu beantworten sich beeile. Es war mir vollkommen unbekannt
, daß der Freund eine Heise angetreten hatte.
2) April 1898 erhielt ich (durch automatisches Schreiben)
die Mitteilung von der Geburt eines Kindes im Hause
eines entfernt lebenden Verwandten. Zwei Tage wartete
ich auf die Nachricht hierüber, welche mir zuerst durch
die Zeitung wurde. Nicht nur der Tag, sondern auch
die Tageszeit (Abend) waren zutreffend angegeben worden.
Durch einen Zufall, da nämlich mein Bruder ablehnte,
wurde ich Pate dieses Kindes! Jm gleichen Hause, das
ich nur zweimal (1893 und 1903) besucht habe, lernte ich
später meine jetzige Frau kennen.
*) Namen und Berufsstellung des Verfassers konnten aus
zwingenden Bücksichten nur der Sehriftleitung mitgeteilt werden.
— Eed.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0555