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Kurze Notizen. 565
Kurze Notizen.
a) Die „Eklektische Universalunion* in
Paris, mit deren Zielen wir unsere Leserschaft schon im
Februarheft er. (S. 115) näher bekannt gemacht haben,
sendet uns mit der Aufschrift: „communiquö pour la propa-
gande, vive Sympathie ä nos freres d'Alleniagne" einen in
ihrem Organ „Revue du Spiritualisme moderne" (Nr. 1314,
Juillet 1909) von Paul Nord veröffentlichten ausführlichen
Bericht über ihre Sitzungen vom 27. Juni im „Palais des
Societes savantes" und vom 11. und 18. Juli in der „Ecole
de la Pensee", die den Zweck hatten, die spiritualistischen
und humanitären Forscher aller Schulen für ein gemeinsames
Vorgehen der Edelgesinnten und Uneigennützigen
aller Nationen zum Zweck der moralischen und sozialen
Verständigung durch Annäherung der Geister und durch
Verbrüderung der Herzen zu vereinigen. Die Idee veredelter
Menschlichkeit soll die Axe der Beziehungen
von Individuum zu Individuum, wie von Volk zu Volk
werden und so eine große internationale Synthese des
Wahren, Guten und Schönen unserer Welt auf wissenschaftlichem
Wege zeitigen, wie es bisher die Kirche durch
die Macht des Glaubens vergeblich versucht hat. Die Gesichtspunkte
der orthodoxen Frommen sind ebenso engherzig
und einseitig, wie die der das Übersinnliche leugnenden
materialistischen Atheisten. Im Kampfe der entgegengesetzten
Weltanschauungen hat jede teilweise und eben
deshalb keine ganz Recht; es gilt also, sich über diese
Gegensätze zu erheben, das Wahre in ihnen herauszusuchen
und im Zusammenfassen dieser Wahrheiten zu einem integralen
Universalismus den geistigen, sittlichen und gesellschaftlichen
Fortschritt der Menschheit zu fördern. Nur so
kann der immer bedrohlichere Erscheinungen erzeugende
Konflikt zwischen der materialistisch - positivistischen und
der spiritualistisch-escfterisehen und mystischen Denkart allmählich
wieder ausgesöhnt und durch eine vernünftige Auswahl
der besten Lehren und Theorien aus dem intellektuellen
und moralischen Chaos der Gegenwart ein aufrichtiger
Völkerfriede, sowie eine Ausgleichung der Klassengegensätze
angebahnt werden, womit die sozialen Fragen, wie die Probleme
der Erziehung und der Biologie schließlich ihre
Lösung finden. Frankreich hat den Ruhm, mit idealer Begeisterung
auf politischem Gebiet durch seine Revolution
von 1789, die freilich bedauerliche, aber wohl unvermeidliche
Gewalttaten mit sich brachte, der Menschheit die
Bahn zum staatsbürgerlichen Fortschritt geebnet zu haben.
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