Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 681
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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Kurze Notizen.

681

f) f Prof. Dr. Lombroso. Wie schon mitgeteilt,
kam aus Turin die unerwartete Trauerkunde, daß Cesare
Lombroso plötzlich gestorben ist. Seine Erkrankung, welche
mit der Gemütsbewegung über die schnöde Hinrichtung
des ihm befreundeten Freidenkers und Freiheitsmärtyrers,
des Volksbildners und Organisators einer von der Kirche
unabhängigen spanischen Fortbildungsschule, Francesco
Ferrer, zusammenhängen soll, wurde schon vor Tagen gemeldet
; inzwischen verlautete von einer Besserung im Befinden
des großen Anthropologen. Dem „Seeolou zufolge
nahm Lombroso am Montag im Familienkreise das Abendessen
ein und plauderte in vollster Geistesfrische über verschiedene
Themen. Um 2 Uhr erfolgten heftige Herzkrämpfe
. Der Greis verlor alsbald das Bewußtsein und
verschied, von seiner Gattin, Töchtern und Schwiegersöhnen
umgeben, um 5 Uhr morgens. — Cesare Lombroso war im
November 1836 in Verona geboren, studierte Medizin,
ward 1862 Professor in Pavia, dann Direktor der Irrenanstalt
in Pesaro und Professor an der Universität Turin.
Seine außerordentlich verbreiteten und Aufsehen erregenden
Meisterwerke, von denen wir hier nur „Der Verbrecher"
und ,Genie und Irrsinn" nennen, verfolgten den Zweck,
die Ursachen aller Verbrechen in der körperlichen Beschaffenheit
der Verbrecher, erworben durch Vererbung,
bezwT. Atavismus, zu Ergründen und zu erklären. Damit
hat der italienische Gelehrte der psychiatrischen Forschung
eine neue Richtung gegeben. Wohl war er nicht der erste,
welcher die Theorie des angeborenen Verbrechertums aufgehörten
aber größtenteils dem Mittel- und Arbeiterstande an.
Einem Mitarbeiter des genannten Blattes erzählte die Schwindlerin
einmal, sein „böser Engel* heiße „Mierzwinsky" (wie der gefeierte
Tenor!) und die verstorbene Marie Seebach habe kürzlich auf dem
Mars die Maria Stuart gespielt! Das Ehepaar begab sich gelegentlich
auch ins Ausland, Schweden, Belgien usw. und veranstaltete
vielfach Sitzungen auf Schlössern, auch in Wien, wozu u. a. der
Geist des verstorbenen Kronprinzen Kudolf und der „himmlische
Bruder* Martin Luther (letzterer abfällig) Stellung nahm. Die
„gute Frau Abend*, wie sie ihre Anhänger nannten, gab bei der
Voruntersuchung zuerst ihrer Zuversicht Ausdruck, daß „ihre lieben
Geister" sie in dieser schwierigen Lage nicht verlassen und sogar
die hohen Behörden bekehren werden; jetzt scheint sie alimählich
sich „von oben" (wenigstens eine Zeitlang) verlassen zu fühlen. —
Jeder ehrliche Forscher auf dem dunkeln Gebiet des Okkultismus
kann es nur freudig begrüßen, wenn solchem volksverdummenden,
unter dem Deckmantel des Spiritismus verübten groben Unfug
durch scharfe Bestrafung der überführten Betrüger ein energisches
Halt geboten wird. Zustände, wie sie in dieser Hinsicht unter Mißbrauch
der staatsbürgerlichen Freiheit jenseits des Ozeans herrschen,
sollen unserem Vaterland womöglich fernbleiben. — Eed.


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