Freiburger historische Bestände - digital

704 Psych. Studien. XXXVL Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1909.)

nehmer Indier, Graf von Sarak, den Mitgliedern der
Presse gegeben hat. Wir greifen aus denselben den nachstehenden
heraus, welchen die Pariser Zeitung „Gil Blas"
aus der Feder ihres Redakteurs Maurice Cabs am 1. Juli
d. J. brachte, da er ebenso sachlich wie vorurteilsfrei erscheint
.

„Obwohl zu einem gesunden Skeptizismus geneigt, wie
man ihn binnen zwanzigjähriger Pressetätigkeit gewöhnlich
erreicht, nachdem man dabei Gelegenheit gehabt hat, alles
Mögliche und Unmögliche zu sehen, yo muß ich doch zu
meiner Beschämung gestehen, daß ich gestern in eine
ebenso große Verwunderung versetzt worden bin wie etwa
ein Entdeckungsreisender, der urplötzlich auf dem Gipfel
des Himalaya ein modern eingerichtetes Kurhotel mit
.Drahtseilbalm, Automobilsehuppen und Halle für lenkbare
Luftschiffe vorfände.

des erwähnten Buches wird noch folgender Fall angeführt: „Der
Hafner Immendörfner zu Neuenburg m Würtemberg wurde viele
Jahre lang durch Geisterspuk beunruhigt; die Sache wurde 1780
auf des Mannes unmittelbar an den Herzog gerichtete Bitte untersucht
. Ich bemerke hier nur die Feuererscheinungen. Die Nachbarn
erblickten um das Haus herum oft feurig aufwallende Kohlenhaufen
, oder sie sahen von ihm haushohe Flammen auffahren.
Von drei zur Wache anwesenden Männern sah einer eine große
Helle und drei Gestalten darin, wie sie hier zu erscheinen pflegten;
die zwei anderen sahen nur die Helle. Von spukhaften Brandstiftungen
ist schon von alter Zeit her die Sage vorhanden. So
wird von einem Geiste erzählt, der i. J. 858 in einem Dorfe bei
Bingen erschien und Scheunen und Häuser anzündete. Er hatte
es besonders auf einen Mann abgesehen, den er auf alle Weise
verfolgte, namentlich auch dadurch, daß er, wohin sich derselbe
wenden mochte, einen Brand verursachte. Dieses schreckliche
Wesen setzte seine Gewalttaten drei Jahre lang fort und ruhete
nicht, bis der ganze Ort im Feuer aufgegangen war.* — In Anbetracht
der in solchen Erscheinungen sich offenbarenden gewaltigen
Kräfte, denen keine menschliche Gewalt gewachsen
scheint, sieht man sich zu der Ansicht gedrängt, daß dem
Schwachen im Tode nicht nur die Macht gegeben ist, über
Tyrannei in dem Sinne zu triumphieren, wie es Shakespeare meint,
wenn er Gassius in seinem «Julius Cäsar* sagen läßt:

-Darin, ihr Götter, macht ihr stark den Schwachen,

Barin vernichtet ihr Tyrannenmacht:

Nicht Felsentnrm, noch erzgediegene Mauern,

Nicht dumpfe Kerkernacht, noch Eisenbanden

Sind OeistesfLu ht zu hemmen stark genug.

Das Lehen, dieser ird'schen Eiegel satt,

Ermangelt nicht der Kraft, sich zu befreien.

Weiss ich dies, mag^s die ganze Welt auch wissen,

Die Tyrannei, die auf mir lastet, werf ich ganz nach Belieben abu,

sondern auch so, daß er dann im Stande ist, jede Art von Gewaltherrschaft
zu brechen:

„Fleetere si ne^ueo suneros, Acberonta movebo" und
„Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor."

Vergil, Aeneis VII, 312 und IV, 625.