Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 710
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0714
710 Psych. Studien. XXXVI. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1909.)

fällige, sondern als notwendige Begleiterscheinungen der
echten Phänomene aufzuzeigen, ohne welche diese gar nicht
denkbar sind.

Noch eine andere Eigenschaft müßte diese Hypothese
haben, um fruchtbar zu werden. Die ungeahnten Erfolge
der Evolutionstheorie auf allen Wissensgebieten ohne Ausnahme
und die praktische Richtung, welche die philosophische
Forschung in allerneuester Zeit eingeschlagen hat, sind
dem Studium metaphysischer Probleme abhold. Bei Vulga-
risation einet Sache — und um diese handelt es sich hier
— ist der Geschmacksrichtung des Publikums Rechnung
zu tragen. Diese Hypothese sollte sich also der gegenwärtig
herrschenden Entwickelungslehre organisch einfügen,
ohne jedoch die Wahrheit auf den Kopf zu stellen, und
ohne die metaphysischen Ansprüche subtilster Denker anzutasten
.

H.

Nach dem biogenetischen Gesetze des Parallelismus
zwischen der Entwickelung des Individuums und der
Spezies müssen sich in der Kinderstube die Prozesse wiederholen
, welche in grauer Vorzeit bei Entwickelung der
menschlichen Gesellschaft stattgefunden haben. Von jenen
uns bekannten ist auf diese uns unbekannten zu schließen.
Auf welchem Wege gelangt nun das Kind in den Besitz
primitivster Gesittung? — In erster Linie durch den
Schmerz: fallend lernt es gehen, „sich verschluckend" essen,
nach Einklemmen der Hand die Türe schließen, sich die
Finger verbrennend das Feuer meiden. Immer ist es der
Schmerz, welcher seine Handlungen reguliert, seinen Eigenwillen
bricht und es gehorsam macht.*) Der Schmerz hat
daher auch den Urmenschen auf die erste Stufe der Zivilisation
erhoben. Worin bestanden nun die betreffenden
sozialen Schmerzensäquivalente der Vorzeit? Es waren
Feuer, Überschwemmung, Erdbeben, auch wohl Hungersnot
, Epidemien und Uberfälle von Räubern und wilden
Tieren.

Nun entsteht die weitere Frage: Wie ist es denkbar,
daß Kalamitäten Nutzen stiften? Das ist um so schwerer
einzusehen, als der primitive Mensch — nach unseren
Kindern und den Wilden der Gegenwart zu urteilen —
einer objektiven Einschätzung der Ursachen ganz und gar
unfähig gewesen sein muß. Er erblickte in dem sozialen

*) Der Schmerz ist auch ein unschätzbares Gut des Erwachsenen
. Gelänge es, ihn vollständig zu beseitigen, die heutige
Gesellschaft ginge schon in der ersten Generation zugrunde.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1909/0714