Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 35
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Clericua: Ein oberbayerisches Pfarrhaus als Spukhaus. 35

als ob sich eine Gestalt über sein Bett beuge und ihm
sage: „Stehe sogleich auf und mache dich fertig, der N. N.
will die Sterbesakramente empfangen.* Er erwacht in
demselben Moment, ohne etwas zu sehen, ist sich aber
seiner Sache ganz gewiß und, während er sich ankleidet,
läutet der Bote, am Pfarrhof, um ihn zum Schwerkranken
zu rufen. Man könnte nun leicht an eine vom Kranken
oder dem Boten ausgehende Fernwirkung denken. Allein
das Merkwürdige ist, daß Pfarrer L., dem nie vorher
und niemals wieder nachher (seit er die Pfarrei W. verlassen
) Derartiges begegnet ist, während der 9 Jahre seines
Aufenthalts in W. (nur etwa 2 Jahre hindurch setzte das
Phänomen aus) stets, so oft er nachts zu sog. Provisuren
gerufen wurde, in dieser Weise geweckt wurde, und zwar
unter Angäbe des Namens des betreffenden Kranken,' so
daß es vorkam, daß er manchmal schon mit dem aus der
Hauskapelle entnommenen Sanktissimum die Treppe hinabging
, bevor es draußen läutete. So wurde er auch eines
Nachts zu jenem auf der Innbrücke verunglückten Arbeiter
gerufen, von dem ich im vorhergehenden I. Teile berichtete.
Einmal aber sah L. den Geist selbst. Es war im August,
einige Wochen nach seinem Aufzug, als er in der Hauskapelle
wieder das Sanktissimum in den Tabernakel setzte,
in dem es längere Zeit hindurch nicht mehr aufbewahrt
worden war, und am Abend dieses Tages in der Kapelle
sein Brevier betete. Während des Betens sieht er vom
Buche auf und erblickt vor dem Altar knieend eine weiße
Gestalt, die mit ausgestreckten Armen betet. Im ersten
Augenblick erschrak er zwar nicht darüber, vielmehr, noch
über die Worte des gebeteten Psalms nachdenkend, wähnte
er sich in einer Kirche, in der ja auch oft da und dort Beter
knieen. Er betet ruhig weiter; wie er aber wieder aufsieht
und immer noch die, Gestalt erblickt, kommt ihm plötzlich
der Gedanke: »Das kann doch kein Mensch sein, du bist
ja allein in der Kapelle; es muß ein Geist sein!" In
demselben Augenblick sieht er deutlich, wie die weiße Gestalt
sich langsam in der Luft auflöst. Ein Schauer überkommt
ihn und er verläßt die Kapelle. — Seine Schwester,
eine energische, lebensfrische Dame von Bildung, erzählt
mir, sie sei mit ihrem Bruder eines abends sehr spät von
einem Ausflug heimgekommen und nach 11 Uhr, bevor sie
zu Bett ging, habe sie nach ihrer Gewohnheit in der
Kapelle ihr Nachtgebet verrichtet. Der kleine Raum war
durch den Schein der ewigen Lampe und einer brennenden
Kerze gut erhellt. Da erblickte sie zu ihrem Erstaunen
in dem rechts neben dem Altar stehenden Beichtstuhl einen

3*


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