Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 37
(PDF, 209 MB)
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Clericus: Ein oberbayerisches Pfarrhaus als Spukhaus. 37

ganz erleuchtet gesehen. Wiederholt gab es untertags im
Korridor Lärm, als würde das Gangfenster, das übrigens
fest geschlossen war, mit Vehemenz zugeworfen, und man
glaubte deutlich, das zerbrochene Glas klirren zu hören.
Eilte man dahin, so fand man alles in Ordnung. Aus Verdruß
darüber nagelte eines Tages Pfarrer L. mit Hilfe seiner
Schwester das Fenster zu. Kaum war dies geschehen und
die beiden im Begriff, wegzugehen, als derselbe heftige
Knall hinter ihnen gehört wurde, wie so oft, diesmal aber
wie zum Hohne. — Gelegentlich 'einer Firmung in der Nähe
kam einmal in Gegenwart des Erzbischofs Dr. v. Steichele
das Gespräch auf die Vorgänge im Pfarrhaus zu W. Der
Erzbischof wandte sich scherzend an den ebenfalls anwesenden
Pfarrer L., wurde aber ernst, als dieser seine und
anderer Erfahrungen erzählte und auch den folgenden,
zuletzt vorgekommenen Fall. Ein Freund des Pfarfers h.,
Arzt zu G., konnte natürlich an solch' „ungereimte* Dinge
nicht glauben und bat seinen Freund, nichts mehr von
solchen Sachen zu erzählen, da er nur ausgelacht würde. So
hätten erst jüngst mehrere Lehrer, die dem Pfarrer die
Zunge gezogen, hinter dessen Rücken weidlich über ihn
gespottet. Es dauerte aber nicht lange, so wurde der Arzt
völlig anderen Sinnes. In einer Nacht nämlich trafen sich
beide am Bette eines Sterbenden. Der Arzt lud seinen
Freund ein, mit ihm zu fahren, da ja ohnehin sein Weg
am Pfarrhaus vorüberführe. Kurz vor dem Pfarrhause
stieg der Geistliche ab, war aber nicht wenig erstaunt, als
er nach kurzer Zeit den davon fahrenden und wieder anhaltenden
Arzt laut sprechen hörte: „Aber Herr Pfarrer,
steigen Sie doch ab, wir sind ja bereits an Ihrem Haus
vorüber!" Der Pfarrer rief laut: „Herr Doktor, ich bin ja
längst abgestiegen!" In diesem Moment raste das Pferd
mit Fuhrwerk und Lenker davon. Am nächsten Morgen
begab sich der Pfarrer sogleich zu seinem Freund, um ihn
über den sonderbaren Vorgang in der Nacht zu befragen.
Da kam der Arzt mit tief ernster Miene auf den Pfarrer
zu, reichte ihm die Hand und sagte: „Herr Pfarrer, verzeihen
Sie mir meine früheren Spöttereien. Ich glaube
jetzt/ Der Geistliche konnte aber leider.aus dem Manne
nicht heraus bringen, was er in jener Nacht gesehen oder
erfahren, das einen so plötzlichen Sinneswechsel hervorgerufen
. Der Arzt wollte darüber nicht weiter gefragt sein.
Schließlich teilten mir Herr Pfarrer L. und seine Schwester
noch mit, daß sich im Archiv der Pfarrei ein 20 Folioseiten
umfassender Akt in blauem Umschlag befunden habe, mit
der Aufschrift: „ Visio videntisu (Gesichte eines Schau-

*


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