Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
37. Jahrgang.1910
Seite: 97
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Krziwan: Beitrag zum Ursprung und Zweck des Phantoms. 97

ersonnen. Es sei nur an die Insekten erinnert! Man
konnte also mit Entrüstung ausrufen: die Natur hat nicht
ein Quentchen Moral. Sie verfolgt nur ein Ziel: die Erhaltung
der Gattung, und im übrigen heiligt der Zweck die
Mittel. Gift, Dolch, Ränke und Hinterlist zählen dazu.
Damit verglichen ist das Phantom nur eine unschuldige
Spiegelfechterei, ein launiger Einfall, welcher mit dem Charakter
der alten Dame in vollstem Einklänge steht. Ist
nicht sogar die Liebe und alle übrigen süßen Illusionen,
welche uns das Leben verschönen, im Grunde nur eine
holde Vorspiegelung falscher Tatsachen? Allein in Wahrheit
srid das nur naive anthropozentrische Urteile, und
Natur, welche tausend Welten schuf und sie jeden Tag in
Flammen aufgehen lassen kann, ist erhaben über kleinliche
Menschenmoral. Es ist darum gänzlich verkehrt, dem Inhalte
der medialen Mitteilungen Glaubwürdigkeit zuzuerkennen
und sich hierauf entrüstet wegen Betruges zu beklagen oder
gar die Medien selbst zu verfolgen und vor den Richter
zu schleppen.

Dieses kritiklose Zutrauen in die Wahrheit der erzielten
Mitteilungen glaubt den Schleier aller Rätsel gelüftet
. Man meint genau informiert über das Wesen der
menschlichen Natur, über den Tod und das Leben im Jenseits
zu sein. Dieser Kardinalfehler hat eine Reihe absurder
Hypothesen gezeitigt und deren zahlreiche Anhänger
jreben sich redliche Mühe, den Okkultismus in wissenschaftlichen
Mißkredit zu bringen. Doch auch das ist innerhalb
* der geschichtlichen Entwickelung nur eine natürliche Erscheinung
. Auch die Gegenwart besitzt ihre von okkultem
Blendwerk inspirierten Apostel. Sie stehen auf der untersten
Sprosse der langen Leiter, welche über die Propheten
hinaus zum Zauberer der Vorzeit hinaufragt. Auch sie
träumen allen Ernstes von einer nahen Regeneration des
Menschengeschlechtes durch ihre Offenbarungsphilosophie.

Wir vermögen den Entstehungsprozeß des
Phantoms platterdings nicht zu begreifen. Unsere
Erklärungsversuche sind bis jetzt alle gescheitert. Die
ephemere Natur des Produktes und seine regellose
V er Wandlungsfähigkeit sind geschickt darauf zugeschnitten
, eine methodische Erforschung zu vereiteln und
immer wieder durch neue Phasen, unerwartete Variationen,
jede Gesetzmäßigkeit ablehnende Begleiterscheinungen zu
verblüffen. Nur eine Tendenz ist klar ersichtlich: die
Effekthascherei einer Taschenspielerpsychologie! Das Phantom
zeigt sich nur so lange, als unbedingt notwendig ist,
um Staunen zu erregen; ihm folgen in programmloser Reihe

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