Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 82
(PDF, 154 MB)
Bibliographische Information
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82 Psychische Studien. XLIV. Jahrg 2. Heft (Februar 1917.)

„Umgestalten wird die Geisteswissenschaft unsere Sprache und
unsern entsetzlichen Stil".

Über andere rätselhafte Züge der Persönlichkeit Steiners
möchte ich vorläufig lieber schweigen. Auf e i n e n Umstand muß
ich jedoch noch hinweisen: auf die Früchte seiner erzieherischen
Bemühungen. In seiner Anthroposophischen Gesellschaft sind
Urteilslosigkeit, Fanatismus, Personenkultus. Unwahrhaftigkeil.
Heuchelei, Leisetreterei und selbst Manierlosigkeit so verbreitet,
daß man es dort auf die Dauer nicht aushalten kann. Wenn
— wie gelehrt wird — Ahriman von logischem Denken und
Luzifer von moralischem Verhalten in die Flucht geschlagen
werden, dann haben sie in dieser, die allgemeine Wohlfahrt eher
schädigenden als fördernden Gesellschaft wenig zu befürchten.
Ein langjähriges, einen Zweig leitendes Mitglied sagte mir gelegentlich
meines Austrittes: „Ja, leider sind wir Anthroposophen
schreckliche, unausstehliche Menschen". Die Lehre kann an
dieser traurigen Erscheinung unmöglich schuld sein. Die wahre
Überzeugung von Reinkarnation und Karma müßte allein schon
imstande sein, heilsamste Wirkungen hervorzubringen.

Ebseno befremdlich ist es, daß die zur Erkenntnis höherer
Welten führen sollende Schulung meines Wissens (ich hatte
wahrend meiner 8jährigen Zugehörigkeit Beziehungen zu sehr
vielen Mitgliedern) nur äußerst geringe Erfolge hat, obwohl
mehrere Hundert Schüler, richtiger: Schülerinnen sich seit vielen
Jahren abmühen. Hier muß man überhaupt fragen, ob eine
esoterische Schule, in der so zahlreiche und vielfach unberufene,
von einem Lehrer unmöglich überwachbare (weil weit zerstreute
) Elemente angenommen werden, ernst zu nehmen ist. Wird
man dies zu verneinen ohnehin geneigt sein, so erst recht, wenn
man gelesen hat, was Erich Bamler in Nr. 48 der in München erscheinenden
„Allgemeinen Rundschau" (1916) mitteilt. Die Unmöglichkeit
des Erfolges wird übrigens — und jetzt kann der
Leser den Kopf zum letzten Male, aber nicht am wenigsten
schütteln — in höchst verwirrender Weise gleichsam offiziell verkündet
: Adolf Arenson, einer der ältesten und Steiner sehr nahe
stehender Anhänger schreibt nämlich am Schlüsse seiner Schrift
„Zum Studium der Geisteswissenschaft" (Berlin 1913): „Was
bedeutet es denn, wenn der Geheimforscher immer wieder uns auffordert
, nachzuprüfen, was er uns verkündet — wo er doch weiß,
daß wir nicht zu denselben Quellen dringen
können, wie er!"

Erkläret mir, Graf Örindur, diesen Zwiespalt der Natur!


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