Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
44. Jahrgang.1917
Seite: 413
(PDF, 154 MB)
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Psychische Studien.

Monatliche Zeitschrift,

Vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des

Seelenlebens gewidmet.

44. Jahrg. Oktober 1917

I. Abteilung.

Historisches und Experimentelles.

Ueber die Unsterblichkeit der Seele.

Von Franz von Scheele.
Uebersetzt aus dem Schwedischen von HugoWernekke.

f?*ckluü von Seite 34^ )

Nach Kants Begründung könnte man auch der Überzeugung
vom Dasein Gottes als praktisches Postulat die Bedeutung eines
neuen Beweises für die Unsterblichkeit der Seele beimessen. Kant
geht dabei von der Erkenntnis aus, daß für den Menschen ein unaustilgbares
GIückseligkeitsbedürfnis# besteht. Zwar dürfen wir
seiner Meinung nach nicht nach Befriedigung dieses Bedürfnisses
streben; vielmehr besteht die Sittlichkeit darin, daß man eine
Handlung nur deshalb vollbringt, weil man weiß, daß sie eine Pflicht
ist. Aber gerade diese strenge Pflichthandlung wird für den glticks-
bedürftigen Menschen nur dann möglich, wenn er überzeugt ist,
daß es eine sittliche Weltordnung gibt, welche schließlich die
Tugend mit der verdienten Glückseligkeit belohnen wird. Hier
auf Erden findet diese Belohnung der Tugend in der Regel nicht
statt. Um unsere Pflichten zu erfüllen, müssen wir daher an ein
anderes Leben nach dem gegenwärtigen und an eine rechte Entscheidung
des Weltgerichts durch den gerechten und allmächtigen
Gott glauben.

Diese Betrachtung scheint mir auf einem psychologischen Irrtum
zu beruhen. Es ist wirklich dem Menschen möglich, seine
Pflicht zu tun nur um der Pflicht willen, ganz abgesehen von den
künftigen Folgen. Das Pflichtideal kann mir an und für sich im
Augenblick der Handlung Glück gewähren, ohne daß ich deshalb
an eine künftige Belohnung, sei es in diesem oder einem anderen
Leben, denken müßte. Aus diesem Gesichtspunkte würde mithin
Sittlichkeit auch ohne den Unsterblichkeitsglauben möglich sein,
und sicherlich hat es sittliche Charaktere ohne einen Glauben an die
individuelle Unsterblichkeit gegeben. Gibt es in der Geschichte
wohl eine Denkergestalt, welche sittlich größere Hochachtung ver-

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