Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 148
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1918/0152
148 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 4. Heft (April 1918.)

Entfernung ein dunkler Punkt, auf den ich zuschritt. Die Stimmung
war wie vor einem großen Gewitter, beängstigend, Natur
und Menschen in ihrer eigenen Farbe wiedergebend. Es schien
Hochsommer zu sein. Indem ich mich nun dem dunklen Etwas
näherte, wandte ich mich zur Seite und sah, wie unzähliges Volk
sich derselben Stelle zuwandte, meist ältere Männer und Frauen,
viele Mädchen und Kinder. Sie sprachen leise, so daß trotz der
großen Menge kein Lärm entstand. Langsam, fast zaghaft näherkommend
, hatte ich nun einen, nie im Leben zu vergessenden
Anblick: Ich stand vor einer mächtigen, alten Eiche, die, je näher
man kam. desto größer und höher in den Himmel wuchs. Ja, ich
traute mich nimmer weiter zu gehen, meine Hände und Füße
waren wie gebannt; es war. als ob sich die ganze Erde bedecken
müßte von dem unendlich vielen Trauerflor, der sich unaufhörlich
von der Krone des unnatürlich großen Baumes abwickelte."

Dieser Traum .wurde im März 1914 erlebt und von der Träumerin
sofort ihrer Umgebung mitgeteilt. Tiefere Bedeutung als
etwa kommende Familientrauer maß man ihm nicht zu. und als
im Mai 1914 eine Tante starb, bezog man den Traum auf diesen
Todesfall. Erst der Kriegsausbruch zeigte, ähnlich wie im vorigen
Fall, was wirklich gemeint war. Das bezeugt ja eigentlich auch
schon die Art der Symbolik. Die Gedächtniseiche des Kriegsjahres
1870 wird zum Träger des Hauptsymbols, und die auf fie
zuströmende, dabei lautlose und männerarme Volkmenge vervollständigt
das ungemein sprechende Bild. Interessant ist, daß die
Stimmung des Traumes als „beängstigend, wie vor einem großen
Gewitter" bezeichnet wird. Gemeint ist natürlich das drohende
Kriegsgewitter. Die Symbolik arbeitet also hier ähnlich wie im
ersten Traum. . . .

Alle drei 1 räume zeigen auf das überzeugendste, wie der
Traum mehr oder weniger unbewußte Gedankengänge in sprechenden
Symbolen ins Bewußtsein heben, wie er Ahnungen reizempfindlicher
Seelen in klaren Bildformen kristallisieren kann.
Auf die Träume und das, was sie sagen-, aufmerksam zu achten,
ist also wichtig genug, wichtiger, als gewöhnlich geglaubt wird.
Sie sind eine interessante Welt für sich und haben ihre tiefere Be-
deutung. Nur beim oberflächlichen Beurteiler als leere
„Schäume" verschrieen, haben sie dem Kundigen gar zu viel
zu sagen.

Weltkriegs-Apokalyptik.

„Wie konnten wir einst überlegen die Nase rümpfen, wenn wir
von längst vergangenen Kriegszeiten Fabel- und Wunderdinge lasen*
die damals vom erregten Volk geschaut, erzählt und geglaubt
wurden. Da hatte es denn doch unsere Zeit, in der auch die ein-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1918/0152