Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 32
(PDF, 183 MB)
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32 Psychische Studien. XLVII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1920.)

Durchkreuzung als sein Recht anzuerkennen und ihnen
trotedem zu gehorchen?

Diese und ähnliche Fragen werden veranlaßt durch den
Widerstreit, der mit dem Satze: »Gebet dem Cäsar, was des
Casars und Gott, was Gottes ist, in das christliche System
hineingetragen wird.*)

"Was mich betrifft, so erscheint mir dieser Satz des
Evangeliums in Verbindung mit jenem andern, der den
* Jüngern Schlangenklugheit und Taubensanftheit zu üben
anempfiehlt, ähnlich dem § 14 in unsrer Staatsverfassung, als
eine Art Hinterpförtchen, das sich in jeder menschlichen
Institution der Teufel der Selbstsucht offenhält, um unbemerkt
in dieselbe hineinschlüpfen und jeden gegen seine
Herrschaft organisierten Widerstand wieder unwirksam
machen zu können.

Nachdem das evangelische Christentum sich auf diese
Weise selbst der Macht begab, das menschliche Leben seiner
Lehre gemäß umzugestalten, blieb wohl einem der Staatsgewalt
weichenden Kirchentum nichts übrig, als die Christuslehre
zu einer Erlösungs- und Gnadenreligion umzubilden.

Indem das Kirchentum so handelte, hat es im Grunde
nur das befolgt, was ihm Heinrich Bode in seinem unlängst
erschienenen Buche „Invertisnius* zum Vorwurfe macht,
was er aber zugleich, als dem Gebote der Klugheit entsprechend
, von einem wahren Christentum verlangt, wenn
er sagt: ÄDer Mensch der göttlichen Erkenntnis soll sich
dem heidnischen Machtrecht und der tatsächlichen Ubermacht
(vis major) der privatistischen Lebensverhältnisse
fügen, weil es unklug wäre, gegen eine Mauer von Stein
anzurennen oder an ehernen Ketten zu reißen.*

Der Verfasser gibt sich aber einer argen Täuschung
hin, wenn er glaubt, daß die christliche Lehre trotz dieser
Velleität eine invertistische**) Kraft bewahren werde.

Dieses Zugeständnis heißt, dem Teufel der Selbstsucht
und Machtbegier anstatt des kleinen Fingers gleich die
Hand reichen.

Was des Verfassers Meinung anbelangt, daß es die
wirksamste und zweckmäßigste invertistische Bekämpfung
des heidnischen Staates sei, dessen Mitglieder für das sittliche
Gottesreich zu gewinnen, so vermag ich sie nicht zu
teilen, da es meines Erachtens ein aussichtsloses Beginnen ist,
den Teufel selbst bekehren zu wollen.

*) Die scheinbaren Widersprüche in jenen Aussprüchen Jesu erklären
sich dem unbefangenen Beurteiler u. E. einfach damit, daß er ein von Stimmungen
und Lebenserfahrungen abhängiger Mensch war, wenn auch einer
der sittlich höchststehenden und „göttlichsten". — Mai er.

**) D. h. eine moralisch umkehrende bezw. umwandelnde Kraft. — M.


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