Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 56
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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56 Psychische Studien. XLVI1. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1920.)

Der Doktor war mit seinem Patienten auch zufrieden und hielt die
Operation für sehr gelungen.

Am Abend desselben Tages sagte mein Vater zur Mutter, sie
möge ihm das Bett im Gastzimmer auf dem Sopha machen lassen,
da er die Nacht werde arbeiten müssen und nur ein paar Stunden
werde ausruhen können. Gewöhnlich schliefen wir alle vier, meine
Eltern, meine Schwester und ich, im Eßzimmer, welches sehr groß
und durch eine Draperie geteilt war. Zu dieser Zeit aber lag auch
noch der Mutter älteste Schwester .bei uns krank darnieder.

Wir begaben uns der Kranken wegen bald nach dem Abendessen
zur Ruhe und nur mein Vater allein in der ganzen Wohnung
wachte an seinem Arbeitstische. Es war bereits nach Mitternacht,
als mein Vater sich an sein Schreibpult stellte, um noch einige
Kontrollzettel, die stets der aus dem Hause zu gebenden Stückarbeit
beigelegt wurden, auszufüllen. Auf diesen stand gewöhnlich
voran der Name des Bestellers, sodann die Benennung des betreffenden
Kleidungsstückes, das Maß und Vaters Unterschrift nebst
Datum. Nun geschah aber das Sonderbare, Vater schrieb und
schrieb und als er hinsah, so hatte er gar nicht das geschrieben,
was er wollte. Er fing immer wieder neue Zettel an und mühte
sich, seine Gedanken zu konzentrieren, aber es waren immer nur
unzusammenhängende Worte, die auf dem Papier standen. Was
für Worte es waren, dessen hatte mein Vater sich später nicht
mehr erinnern können. „Ich muß wohl sehr schläfrig sein;',
dachte er, und beschloß, etwas auszuruhen. Er legte sich im
Gastzimmer, ohne sich auszukleiden aufs Sopha, wo Mutter, seinem
Wunsch gemäß, ihm ein Lager beredtet hatte, und dachte nun zu
schlafen. Aber, obwohl er müde war, so konnte er doch nicht
einschlafen. Er drehte sich hin und her, immer in Gedanken an
seine Arbeit. Da hörte er plötzlich erst ganz leise, dann immer
lauter eine flüsternde Stimme an seinem Ohre. Die Stimme schien
ihm sehr bekannt, aber die Worte konnte er nicht verstehen. Nach
einer Weile, als das Geflüster immer eindringlicher wurde, stand
mein Vater auf, machte Licht und leuchtete überall, auch im Arbeitszimmer
nebenan, umher. Es war natürlich niemand da. Mein
Vater legte sich wiederum hin, zog die Decke über die Ohren und
versuchte zu schlafen. Aber wieder begann das Geflüster. Nun
dachte mein Vater darüber nach, wem die Stimme ähnele und entschied
, daß sie ihn an die Stimme seiner Nichten erinnere
(Schwestern des Kranken). Da hörte er erst einen tiefen Seufzer,
dann noch einen, dann, nach einer kurzen Pause, ein beinah lautes
schmerzliches „Ach!" Da sprang mein Vaier auf, machte Licht
und leuchtete untei dem Divan und Klavier überall umher. Indem
schlug die Uhr auf dem Kaminsims halb, und als Vater hinsah,
zeigte sie auf ya2 Uhr. Nun ging Vater ins Wohnzimmer., das
durch das Arbeitszimmer von der Gaststube getrennt war, hinüber


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