Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 100
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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100 Psychische JStudien. XLVII. Jahrg. 2.-3. Heft. (Febr.-März 1920.)

„Herrscher der Bewegung, Eigennutz", von dessen gleichgewichtsstörender
Macht sie sich von Fall zu Fall überzeugen konnte, stets
freies Spiel gelassen, und nicht nur nichts unternommen, um seine
verderbliche Macht zu zügeln, sondern sie hat ihn sogar mit Rücksicht
auf den im Naturreiche angeblich herrschenden „Kampf ums
Dasein" für legitim erklärt und damit die letzten schwachen Dämme
eingerissen, welche Ethik, Philosophie und Religion dagegen aufgerichtet
hatten.

Wie ehedem, so sind sich vielleicht auch heute nur wenige
Menschen bewußt, daß die desolaten Zustände, an denen wir kranken
und die uns schmerzlich bedrücken, die natürliche Folge der
zügellosen Herrschaft des Eigennutzes sind.

Ist es richtig, daß, wie die Naturwissenschaft behauptet, der
Mensch, indem er ärger und rücksichtsloser als eine wilde Bestie
den Kampf ums Dasein führt, und einzig und allem dem Zug des
Eigennutzes folgt, einem Naturgesetze gehorcht; warum ist dann,
so frage ich, anstatt Ordnung Unordnung, und in unserer Zeit ein
soziales Chaos das Resultat? Offenbart sich die richtige Anpassung
an ein Gesetz in solcher Weise? Ist es nicht vielmehr ein
Zeichen einer schlechten Anpassung an ein Gesetz?

Ist der „Kampf ums Dasein", in der Form, wie er heute geführt
wird, einschließlich der damit verbundenen absoluten Herrschaft
des Eigennutzes, sowie der dadurch geschaffenen korrup-
tiven Zustände und äußerst prekären Lage der aus einer richtigen
Anpassung an die Naturgesetze resultierende Normalzustand der
menschlichen Gesellschaft, so kann man mit demselben Rechte
auch die körperliche Krankheit als den aus einer richtigen Anpassung
an die physiologischen Gesetze resultierenden Normalzustand
gelten lassen. Wenn ich die anfangs angeführten Worte
Shakespeares recht verstehe, so will er damit sagen, daß es für den
Menschen das einfachste, nächstliegendste und leichteste sei, dem
Antrieb seines Eigennutzes zu folgen, wodurch er sich auch am
besten im Gleichgewichte mit sich selbst erhält; wird diese Handlungsweise
jedoch allgemeiner, so bringt sie die Menschenwelt
rasch aus dem Gleichgewicht, d. h. sie stört ihre auf Gegenseitigkeit
beruhende soziale Ordnung, und es erwachsen ihr daraus
Schwierigkeiten, die sich in dem Grade steigern,* als sie diese Richtung
weiterhin verfolgt.

Die Komplikationen, die sich in Verfolgung der Richtung des
Eigennutzes für die menschliche Gesellschaft ergeben, der stets
wachsende Widerstand, der sich ihr hier entgegenstellt, die vielgestaltigen
Leiden, die er für sie mit sich bringt, lassen uns aut das
Vorhandensein eines Naturgesetzes schließen, an dem sich der von
Eigennutz mißleitete menschliche Wille bricht. Denn wie die Gesetze
, von deren pünktlicher Befolgung die körperliche Gesundheit
abhängt, sich dem Menschen erst bemerkbar machen, wenn er sie


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