Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 112
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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112 Psychische Studien, XLVII. Jahrg. 2.-3. Heft. (Febr.-Mrz 1920.)

oder eine Gerichtssitzung in ihrer Glaubwürdigkeit in nichts unterscheiden
. Es wäre der bare Unsinn, ja „Narrheit**, ihnen im
wesentlichen Kern zu mißtrauen! Das ist eben ein reales
Tatsachengebiet. In zwei Jahren steht es im Konversationslexikon
anders, als es vielleicht heute noch darin zu lesen ist.

Aristoteles ein Zeuge der Tiefenpsychologie.

Von Dr. Ludwig, o. Hochschulprofessor (Dr. Clericus).

Weder bei Kiesewetter („Okkultismus des Altertums"*) noch
bei Du Prel („Mystik der Griechen**) liest man etwas davon, daß
auch der scharfsinnigste Philosoph des Altertums, Aristoteles als
Zeuge für den wissenschaftlichen Okkultismus in Betracht kommt.
Gewöhnlich zitiert man von den griechischen Philosophen Pytha-
goras, die Orphiker, Plato und seine Schule und die Neuplatoniker
als Anhänger der Tiefenpsychologie, scheint aber zu glauben, daß
Aristoteles, der im Vergleich zu Plato ein mehr nüchterner Denker
und Kritiker war, von okkulten Kräften der Seele nichts wissen
wollte. Dies ist jedoch nicht der Fall, wie ich hier nachweisen
möchte. Ein Zufall brachte mich auf diese Entdeckung, Ich las
in Zeller's bekanntem Werk „Philosophie der Griechen** (3. Aufl.
Band II, Abt. 2, S. 360) Aristoteles habe gelehrt, das Ahnungsvermögen
, das sich in weissagenden Träumen und enthusiastischen
Zuständen offenbart, sei nur eine unklare Äußerung jener Kraft,
die als tätiger Verstand (im Gegensatz zum sog. leidenden Verstand
) das Band zwischen dem menschlichen und dem göttlichen
Geist bildet. Zeller gibt aber nicht an, an welcher Stelle in des
Aristoteles Werken sich dieser Satz findet, er verweist ganz unbestimmt
in der Anmerkung „siehe tiefer unten*' auf irgend eines der
folgenden Kapitel, ohne jedoch später irgendwo seine Quelle zu
nennen. Nach langem Suchen fand ich endlich die Stelle im zehnten
Fragment der Dialoge des Aristoteles (Rose, Arist. Fragm.), die k
uns der griechische Philosoph und Schriftsteller Sextus Empiricus
überliefert hat (adv. dogm. 3, 20—22 bei Emmanuel Bekker S.
395). Die Echtheit und Glaubwürdigkeit dieser Fragmente finde
ich nirgends in Zweifel gezogen. Die Stelle Jautet in möglichst
wortgetreuer deutscher Übersetzung „Aristoteles sagte, die Menschen
könnten auf einem doppelten Wege Kenntnis von der Existenz
der Götter erlangen, nämlich auf Grund dessen, was in der menschlichen
Seele sich ereignet (cbro tcov jttgi tyvyfjq övußacvovrcov), als
auch durch den gestirnten Himmel. Von den Ereignissen in der
Seele aber kommen in Betracht der erhöhte Zustand im Schlaf
(kv&ovOiaöiidg hv xolz vjipoiq) und die Weissagung. Denn
wtenn, so sagt er, die Seele im Schlaf auf sich -selbst eingestellt ist,
dann empfängt sie erst ihre eigene Natur und wird voraussehend


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