Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 166
(PDF, 183 MB)
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166 Psychische Studien. XLVII. Jahrg. 4. Heft.. (April 1920.)

König Karl XL, der Vater des berühmten Karl XII., trug die
Krone Schwedens vom Jahre 1660 1697 und zählt, obgleich er
ein sehr despotischer Fürst war, doch entschieden zu den hervor-
lagendsten Herrschern dieses nordischen Reiches, welches ihm in
mancher Hinsicht Dank schuldet. Die übertriebenen Voi rechte des
Adels wußte er zu beschränken, die allzugroße Gewalt des Senates
verkürzte er wesentlich und an Stelle der oligarchischen Verfassung
, die vor ihm in Schweden faktisch, wenn auch nicht dem
Namen nach bestanden hatte, setzte er eine absolut monarchische,
indem er die Stände des Reiches seinem Willen fügsam /u machen
wußte.

Abgesehen von diesem seinem despotischen Wesen aber war
er ein tapferer, aufgeklärter, kaltblütiger und entschiedener
Charakter, nüchtern und gänzlich frei von Aberglauben uad phantastischen
Ideen, ein kalter Verstandesmensch. Er war vermählt
gewesen mit der dänischen Prinzessin Ulrike Eleonore, ohne jedoch
für seine Gemahlin besondere Liebe zu empfinden, wenngleich er
ihr stets mit Achtung begegnete. Mag auch immerhin, wie manche
behaupten, seine Kälte und Härte gegen sie ihren Tod beschleunigt
haben, so war es doch ersichtlich, daß ihr Hinscheiden ihn schmerzlich
bewegte. War er schon vorher ernst und schweigsam gewesen,
so wurde er es nun in weit höherem Grade und suchte ?ich durch
rastlose Arbeit den trüben Erinnerungen und Gedanken zu entziehen
, die ihn quälten und den Umgang mit ihm nie besonders
angenehm machten.

An einem Herbstabend saß der König in seinem Kabinett im
Schloß zu Stockholm vor dem Kamin und unterhielt sich mit dem
Kammerherrn Grafen Brahe und mit seinem Leibarzte, die ihm
beide sehr beliebt waren. Die Unterhaltung, anfänglich lebhaft,
wurde immer matter, so daß die Herren in Verzweiflung gerieten,
da der König an diesem Abend besonders trübseligen Gedanken
nachzuhängen schien. Graf Brahe leitete endlich das Gespräch
auf die verstorbene Königin, weil er den König in Erinnerung an
dieselbe vertieft glaubte, und betrachtete ihr Porträt, welches im
Zimmer hing.

Auf Brahes Bemerkung, daß die Königin doch schön und das
Bild sehr ähnlich sei, entgegnete der König rauh, das Bild sei geschmeichelt
und die Königin wäre häßlich gewesen. Im nächsten
Augenblick aber schienen diese Worte ihm leicl zu sein; er erhob
sich und schritt unruhig im Zimmer auf und nieder, wie es schien,
zugleich gerührt durch das Andenken an die Verstorbene. Plötzlich
blieb er an dem Fenster stehen, welches auf den Hof ging und
blickte in die dunkle Nacht hinaus, die nur matt von dem im
ersten Viertel stehenden Monde erhellt wurde.

Das jetzige Residenzschloß der schwedischen Könige, dessen
Bau Karl XI. begonnen hatte, war damals noch nicht vollendet.


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