Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 174
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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174 Psychische Studien. XLVIL Jahrg. 4. Heft. (AprilJ1920.)

Freunde erzählt, der groß und schlank ist. Auch der Vater ist
groß und trägt einen dunklen Vollbart. Von der nur kurzen
Krankheit der Frau hatten wir niemals etwas erfahren, unsere
Tochter war eben für längere Zeit verreist und mit der Pfarrersfamilie
standen wir nie im Briefwechsel. Über den Tod jener Frau
waren wir alle, auch unsere erst nach einigen Tagen von ihrer
Reise zurückkehrende Tochter, völlig überrascht.

Wer hier von Zufall, d. h. einem nicht im Wesen der Dinge
selbst liegenden Zusammentreffen gewisser Ereignisse reden will,
der ist gewiß nicht zu widerlegen. Man kann höchstens erwidern,
mit dem Zufall zu operieren ist doch etwas zu bequem und mehr
eine Verlegenheitsauskunft Indessen für die Leser dieser Zeitschrift
gibt es hier gewiß noch andere Möglichkeiten. Und hier
beginnt die Schwierigkeit. Begräbnis und Traum haben nicht
gleichzeitig stattgefunden, auch standen Tod und Begräbnis nicht
erst bevor, sonst könnte man von einem vorschauenden prophetischen
Traum reden oder auch vom zweiten Gesicht im Traum. Liegt
also etwa eine Rückschau vor? Em hellsehendes Schauen nach
der Vergangenheit hin? Was ist Zeit? Eine Fernschau in die
Vergangenheit ist an sich nicht wunderbarer als eine solche in die
Zukunft. Sie wird praktisch von geringerem Werte und wissen-
schaftlich weniger beweisend sein, weil ja in der Regel schon
andere um diese Vergangenheit wissen und daher Gedankenübertragung
möglich ist, unter Umständen auch andere sehr natürliche
Erklärungen: nicht bewußt gewordene oder vergessene Wahrnehmungen
und Erfahrungen. Oder hat etwa die Nähe des
Briefes, der bereits auf dem Wege sein mußte, vielleicht schon während
der Nacht im hiesigen Postamt lag, da noch mit dem letzten
Zuse Postsachen kommen, die am nächsten Tage ausgetragen
werden, - hat dieser Brief etwa psychometrisch gew.rkt und die
Traumphantasie in Tätigkeit gesetzt? — Oder liegt ein hellseherisches
Lesen des Briefes vor, so daß der Wahrtraum sich reduzieren
würde auf ein räumliches Fernsehen im Traume, wobei die
Hülle kein Hinderungsgrund wäre? — Oder endlich ist doch nur
Gedankenübertragung der Anlaß? Hat jener junge Mensch sich in
Gedanken beschäftigt — nun doch wohl nur mit meiner Tochter,
da er ja uns, meine Frau und mich, gar nicht kennt? Und sollte
er gerade in der Nacht an sie gedacht haben, vielleicht im Traum?
Das ist gewiß nicht unmöglich. Andererseits scheint gerade meine
Frau für derartige geheimnisvolle Einflüsse besonders empfänglich
(wie aus meinem Buche „Unsterblichkeit" ersichtlich). Sie hat,
wenn ich so sagen soll, die Gedankenstrahlen aufgefangen, die für
sie gar nicht bestimmt waren. *)

*) Letztere Erklärung erscheint auch mir- nach ähnlichen Erfahrungen
mit der eigenen Gattin am wahrscheinlichsten! Mai er.


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