Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 193
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0197
Lang: Das Ichbewußtsein, d. wahre Wesen d, Geisteskrankheiten. 193

auskämpft, also in der Objektivität, während beim Epileptiker diese
Objektivität fehlt und sich direkt in der Ichbetrachtung seines
reinen sich bewußten Ichs auflöst und darin sich verliert, indem er
der gewaltsam herbeigeführten Bewußtlosigkeit mit den sich dagegen
wehrenden Nervenkrämpfen verfällt.

Daß z. B. ein an der Zwangsidee der Platzangst Leidender
oft auch nicht eine Straße (keinen Platz!) gehen kann, kommt
daher, daß die Befangenheit der Ichbetrachtung schon eher, und
zwar eo ipso zustandekommt, als es durch die Einwirkung eines
Platzes, also das Furcht- und Angstgefühl der Vorstellung bzw.
dem tatsächlichen Schauen eines Platzes vorauseilt, so daß der
Leidende oft nicht einmal eine Straße gehen kann.

Also was ist eigentlich das Wesen der Furcht und der Angst
überhaupt? Das Wesen der Furcht bzw. der Angst ist, wie bei
der Erläuterung des Wesens der Zwangsideen schon gesagt wurde,
nichts anderes als die durch bestimmte Eindrücke der Außenwelt
hervorgerufene drohende Befangenheit der objektiven Selbst-
betrachtung des sich bewußten reinen Ichs. Gehen nun aber
dieser drohenden Befangenheit der objektiven Ichbetrachtung
keine bestimmten Eindrücke oder Vorstellungen voraus, sondern
wenn drohende Befangenheit erscheint, ohne äußere Veranlassungen,
so erzeugen in der Regel Se dadurch entstandenen Furcht- bzw.
Angstgefühle Vorstellungen, die diesen Gefühlen entsprechen und
sich psychisch daran gewöhnen. Es .gibt z. B. Personen, besonders
beim weiblichen Geschlecht, die nicht in einem Zimmer allein
sein können, weil sie sonst, wie sie sagen, rasend oder wahnsinnig
werden. Das Alleinsein im Zimmer oder in der Wohnung
ist die Veranlassung dieser drohenden Befangenheit der objektiven
Ichbetrachtung. Da aber eigentlich doch das Alleinsein noch
keinen Grund der Furcht oder Angst bilden kann, so erzeugt das
Furcht- bzw. Angstgefühl eine wirklich furchterzeugende entsprechende
Vgrstellung, so daß z. B. die Person glaubt, daß
immer einer in das Zimmer oder in die Wohnung eindringen will
mit der Absicht, sie umzubringen oder zu vergewaltigen usw.

Solche Zwangsideen können durch die tiefere drohende Befangenheit
der Selbstbetrachtung des Ichs im Zustande der Ichanschauung
den Charakter des sogenannten Verfolgungswahnsinnes
erhalten. Es kann vorkommen, daß diese drohende Befangenheit
der Ichbetrachtung eo ipso, also ohne jede weitere äußere Veranlassung
entsteht, sonach der Befangene nicht nur, wenn er im
Zimmer oder in der Wohnung allein ist, sondern sogar umgekehrt
bei der größten Gesellschaft, auf der Straße, selbst bei vielen
Leuten, kurz und gut, überall wo er sich befindet von den durch
diese drohende Befangenheit der Ichbetrachtung entstandenen
Furcht- und Ansgtgefühlen erfaßt wird und dadurch die den Gefühlen
entsprechenden Vorstellungen erzeugt werden, wobei der

13


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1920/0197