Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 290
(PDF, 183 MB)
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.290 Psychische Studien» XLVIL Jahrg. 6. Heft (Juni 1020.)

Die Raumvorstellung der Blinden*

Dr. v. Gerhardt,
Dozent der Blindenkunde an der Universität Frankfurt a. ML

Eine der wichtigsten Aufgaben des Blindeneraiehers besteht
darin, seinen Schüler oder Pflegebefohlenen mit der ihn umgebenden
Außenwelt vertraut zu machen und ihm ein möglichst
naturgetreues Bild von dem zu vermitteln, dessen direkte Wahrnehmung
oder Erkennung das Fehlen des Sehvermögens nicht
gestattet. Demgemäß wird in den Blindenanstalten auch besondere
Sorgfalt auf den sogenannten Anschauungsunterricht verwendet
, in welchem dem Blinden möglichst viele Gegenstände,
Tiere, Pflanzen, Mineralien, geometrische Figuren, oder deren
Modelle zum Betasten in die Hand gegeben werden, um ihn in
4en Stand zu setzen, sich über das bunte Allerlei da draußen
tunlichst zutreffende "Vorstellungen zu bilden. Als Ergänzung
tritt meist noch der Modellierunterricht hinzu, wo dem Schüler
Gelegenheit geboten wird, die ertastete Form und Gestalt der
einzelnen Dinge in Ton nachzubilden und dadurch zu zeigen, ob
und inwieweit er in das Wesen des Betasteten eingedrungen ist.
Auf diesem Wege ist es sehr wohl erreichbar, die Denktätigkeit
und das Vorstellungsleben des Nichtsehenden zu bereichern und
intensiver zu gestalten, namentlich solange es sich um Gegenstände
handelt, die der tastenden Hand in ihren ursprünglichen
Orößenverhältnissen zugänglich sind In diesem Falle haben es
stets eine ganze Reihe von Blinden zu respektablen Leistungen
gebracht, sowohl bezüglich der reinen Auffassung, als auch der
Fähigkeit, Nachbildungen herzustellen. Gerade diese gewähren
einen überaus wertvollen Einblick in das Vorstellungsleben des
Blinden, denn sie tragen fast durchweg etwas Charakteristisches
an sich, das zwar dem Beschauer auf den ersten Blick in die
Augen springt, nicht immer aber leicht in Worte gekleidet werden
kann. Deutlicher wird das eben Gesagte, wenn man einfache
Modellierungen, etwa einen Hund bestimmter Rasse, je
von einem Blinden und Sehenden gleichzeitig herstellen läßt.
Der Hund des Blinden wird selbst bei größter Übung und Geschicklichkeit
sich unverkennbar von dem des Sehenden unterscheiden
, auch wenn dieser über keine größeren manuellen
(künstlerischen) Fertigkeiten verfügt. Die Abweichung der beiden
Darstellungen liegt in der Auffassung des Objektes an sich.
Der Sehende wird in erster Linie den Gesamteindruck des
„Hundes" wiederzugeben suchen, und dann erst auf die Rasseneigentümlichkeit
(kurze Schnauze, gebogene Beine oder dgl.)
Rücksicht nehmen, während für den Blinden gerade diese besonderen
Merkmale im Vordergrund des Interesses stehen. Er
bildet eben nach, was auf ihn einen besonderen Eindruck ge-


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