Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 345
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Clericus: Ein Spuk und seine Folgen. 345

Hause sei von jeher alles ruhig gewesen und der ganze Spuk sei
Schwindel. Einen Gegenartikel, den zwei hiesige Theologen dem
Redakteur übergaben, nahm dieser nicht auf, mußte sich aber dann
doch bequemen, eine von mir eingesandte Entgegnung aufzunehmen
. Es stellte sich dann heraus, daß ein Herr aus der Redaktion
beim Bauer gewesen war und dieser ihn gebeten habe, eine
solche Notiz zu bringen, „damit er endlich seine Ruh bekomme".
Eine noch läppischere Erfindung brachte kurz darauf das „Münchener
Tagblatt", und ich hatte so beste Gelegenheit, zu sehen,
wie das Publikum belogen wurde.

Nun schwirrte es nur so von Gerüchten. Da sollte ein Knecht
des Hauses (der Bauer hatte aber seit dem. Krieg keinen Knecht
mehr, auch keine Magd) vermittelst einer Falltür den Spuk gemacht
haben, dann wieder sollte es der Bauer selbst, der Großvater
, ein Nachbar getan haben. AUe „Aufgeklärten" freuten
sich natürlich der „Entdeckung" und witzelten über den leichtgläubigen
Professor, der sich hatte täuschen lassen. Noch größer
aber war ihr Triumph, als einige Soldaten der hiesigen Reichswehr
die Mär verbreiteten, sie seien selbst in jenem Hause über
Nacht gewesen und hätten den Bauer beim Betrug ergriffen! Er
habe einen Totenkopf aus Gips sich aufgesetzt gehabt, sie aber
hätten auf ihn geschossen oder, wie eine andere Version lautet,
mit einem Schemel ihm nach dem Kopf geworfen. Sofort wurde
auch dies von den Herren „Aufgeklärten" fest geglaubt. Und
diese erwiesen sich damit als die richtigen Gipsköpfe. Die Soldaten
waren aber doch nicht raffiniert genug; denn sonst hätten
sie nicht behaupten dürfen, daß das Gespenst unten im Wohnzimmer
erschienen sei, nachdem doch die Knechtkammer im
oberen Stock der Spukort war; sie wußten nicht, daß Phantome
nicht mit einem Totenschädel sich zu zeigen pflegen und bedachten
nicht, daß der Bauer, wenn sie auf ihn geschossen oder geworfen
, doch wohl eine Verwundung hätte davontragen müssen.

Auf meine Anfrage beim Ortgeistlichen und beim Bauer, ob
überhaupt Soldaten dort gewesen, erfolgte der Bescheid: es war
nie ein Soldat da. Die ganze Entlarvungsgeschichte war erstunken
und erlogen. — Von vielen Seiten gebeten, doch in einem
öffentlichen Vortrag einmal die ganze Affäre authentisch darzustellen
, jene Lügenmäuler zu beschämen, den sog. Aufgeklärten
wirkliche Aufklärung zuteil werden zu lassen, und mich gegen
persönliche Verunglimpfungen zu wehren, hielt ich am 14. Januar
1920 im großen Saal des Kasinos vor nahezu 700 Personen einen
fast zweistündigen Vortrag, der, wie man zu sagen pflegt, einschlug
. Nach ruhigen sachlichen Darlegungen und dem Beweis,
daß es wirklich trotz allem Betrug echte Spukphänomene gebe,
daß Geister wie Kant, Goethe, Schopenhauer, Just Kerner, Daumer
und so viele neuere Forscher sie anerkennen, wenn auch ver-

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