Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 398
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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398 Psychische Studien, XLVII. Jahrg. 8. Heft. (August 1920.)

und Gewohnheiten von unseren Vorfahren erben, so ist es nicht
undenkBar, daß wir die Fähigkeit der Vererbung weiter ausdehnen
können, so z. R. auf die Erinnerung an Orte und Szenen.

Myers erzählt folgenden Fall: Rev. L. S. hatte als Kind oft
traumhafte Bilder einer Ortschaft mit all ihren Einzelheiten,
Wälder, Hügel, Häuser und Kirchen, Fluß und Brücke gesehen
. Als der Geistliche später auf den Wunsch seiner Mutter
einen alten Ort besuchte, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte,
sah er zu seiner Überraschung die Szenen seiner kindlichen
Träume und Phantasien vor sich. Seine Mutter hatte ihm niemals
den Ort beschrieben. In anderen Träumen sah Rev. L. S.
eine Ortschaft, welche an der See lag, in Terrassen aufgebaut
war, zu welchen eine steile Treppe führte usw. Niemals sah er
einen ähnlichen Ort. Als er aber einst eingeladen ^urde,, den Ort
zu besuchen, in welchem seine Urgroßmutter lange gelebt hatte,
sah er zu seiner Überraschung alle Einzelheiten seiner Traumphantasie
in Wirklichkeit vor sich.

Eine andere Quelle der Rückerinnerung kennen wir in der
Anästhesie. Es sind viele Fälle bekannt, in welchen der
Patient während des Zustandes der Anästhesie zwar nichts
fühlte und nach der Operation ohne jede Erinnerung der Vorgänge
aufwachte, später aber gelegentlich eines Traumes alle
Umstände erlebte, die während seiner Bewußtlosigkeit vorgegangen
waren, ein Beweis, daß ein gewisser Teil des Bewußtseins
während der Anästhesie doch wach war und alle Vorgänge
und Gefühle aufgenommen und bewahrt hatte. Das subliminale
Bewußtsein hatte alles wahrgenommen und festgehalten und
führte es in einem Zeitpunkt, in welchem es mehr aktiv ist als
das Wachbewußtsein, dem letzteren wieder zu.

Eine Analogie finden wir im Hypnotismus, in welchem es
oftmals möglich ist, nach dem Erwachen in dem Subjekt eine
Erinnerung der Vorgänge hervorzurufen, die sich während der
Hypnose abgespielt haben. Ähnliches sehen wir in den Zuständen
schwerer Lebenskrisen, wie z. B. bei Unfällen, bei Gefahr
des Ertrinkens usw. Eine Reihe von Erinnerungen aus
dem vergangenen Leben tritt in solchen Momenten oftmals lebhaft
und stärker als im Wachzustande vor 4ie Seele. Man kann
wohl sagen, der mentale Sturm peitscht die Wogen der Ein-
drücke auf, welche das Unterbewußtsein enthält und führt sie
an das Licht des normalen Bewußtseins. „Ich kannte einen
Mann", erzählt Dr. Clouston, „der in Anfällen von Wahnsinn
ganze Stücke von Shakespeare oder ein Buch von Milton wiederholen
konnte, was ihm in gesundem Zustande nicht möglich war."

Eine andere Gruppe von Rückerinnerungen bilden jene merkwürdigen
Fälle, in welchen neuere, jüngere Eindrücke zugunsten
älterer unterdrückt werden, so daß manchmal Lücken in dem


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