Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 403
(PDF, 183 MB)
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Colsman: Raum, Zeit, Unsterblichkeit und Gott.

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der freilich etwas Objektives, eben die Bewegung in ihren mannig-
fachen Stärken und Durchkreuzungen als absolute Größe ent-

spräche.

Unendlichkeit des Raumes und der Zeit bedeutet nach alledem
des näheren offenbar dies, daß sich eine allseitige Bewegung
grenzenlos und mit vielleicht unvei stellbarer Geschwindigkeit auszudehnen
vermag und wirklich ausdehnt. Daß — aufs All übertragen
—, wie das Licht der Sonnen und Sterne, flutend auf
Aetherwellen hinausstrahlt in einer Geschwindigkeit von über
42 0U0 deutschen Meilen in der Sekunde, sich in gleichem Maße
der Raum weitet und dehnt. Erlischt einmal dieses Licht, verebben
diese Wellen, ist alle Bewegung verstummt und zur Ruhe eingegangen
(wohl mag es in alle Ewigkeit nicht geschehen), so wäre
damit auch der Raum und nicht weniger die Zeit vernichtet.

Mit solcher Lösung dieser grundlegenden Rätsel kommen wir
auch der tiefsten Wesenheit des Alls, kommen wir Gott näher.
Gott war — vielleicht - ursprünglich eine unbewußte
Seeleneinheit und insofern unabhängig und außerhalb stehend von
Raum und Zeit. In dem Augenblicke aber, da er sich seiner
selbst bewußt wurde (vielleicht geschah dies im Laufe äonenlanger
Entwicklungen und Strebungen, vielleicht aber auch war er es schon
immer), empfand er sich selbst und seine Schöpfung oder seine
Ausstrahlung, d. i. das bewegte — All, das ich am liebsten als
seine „Aura" auffassen und bezeichnen möchte, im Sinne einer
naturgesetzlichen, unwillkürlichen Ausgießung und Auswirkung
seiner göttlichen Geistigkeit, er empfand sie, meine ich, da bewegt,
als räumlich und damit auch als zeitlich, wobei freilich selbstverständlich
erscheint, daß seine Maße so verschieden sind von den
unsern, wie die Größe des Alls, die Geschwindigkeit des Lichts
von der Größe unserer winzigen Erde, von unserm schnecken-
haften Wandern und Eilen. Danach wäre Gott — begrifflich ausgedrückt
— eine vielleicht ursprünglich unbewußte, nun aber bewußt
, räumlich und zeitlich empfindende, schöpferische Seeleneinheit
.

Es ist aber sehr wohl auch die Möglichkeit vorhanden, daß Gott
sich bewußtseins-willkürlich in eine (für Raum und Zeit unzugängliche
und unempfindliche) „Abgeschiedenheit" und ruhvolle
Seligkeit zurückziehen kann, so wie das auch der einzelne hoch
entfaltete Mensch zu tun vermag, in dem Sinne und dem Grade,
wie Meister Eckehardt dies in seine** Schrift „Von der Abgeschiedenheit
" (gesammelte Schriften und Predigten, herausgegeben
von Herrn. Büttner, Bd. 1 S. 57 ff.) dartut. Und sehr wohl
auch denkbar, daß Gott dauernd und in alle uns vorstellbaren
Zeiten in solcher raum-zeitlosen Abgeschiedenheit und Seligkeit
verharrt, die nicht Unbewußtheit wäre, vielmehr eine uns in ihrer
Ganzheit unfaßbare Form von Überbewußtheit; und daß er es den

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