Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 432
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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432 Psychische Studien. XLVII. Jahrg. 8. Heft (August 1920.)

Phänomens zu finden. Wie bei der Megalomanie scheint mir auch
hier die Lösung ohne metaphysischen Einschlag nicht möglich.
Nehmen wir einen typischen Fall: eine Person klagt, daß man
sie verfolge und daß man sie mit Kugel, Dolch oder Gift aus dem
Leben schaffen wolle. Es muß nun hier gleich eingeschaltet
werden, daß tatsächlich auf vorgenannte gewaltsame Weise
andauernd Menschen getötet werden. Die Vorstellung der Verfolgung
wird dann als wahnhaft ausgelegt, wenn für die Behauptung
keine Beweise vorliegen.

Nun fußt aber unsere philosophische Ansicht darauf, daß
es außer unserem Bewußtsein ein Unterbewußtsein und
außer letzterem ein Bewußtsein des Unbewußten gibt, das allwissend
und allmächtig ist. Alle drei Bewußtseine stehen
in inniger Verbindung miteinander. Beim Verfolgungswahnsinnigen
liegt nun m. E. nichts weiter vor als das Einstrahlen des
Bewußlseins des Unbewußten in das Bewußtsein des Kranken.
Es gibt erwiesenermaßen andauernd Menschen, die sich
mit den Gedanken tragen, andere aus dem Leben zu schaffen:
und zwar auf die sonderbarste Art und Weise. Sehr viele
möchten sicherlich die ihnen verhaßten Personen durch Fern-
wirkungen aus dem Wege räumen: falls sie dies könnten.
Solche Gedanken sind also zweifellos vorhanden und wahrscheinlich
auch in sehr großer Anzahl. Alle diese Gedanken sind
aber dem Bewußtsein des Unbewußten bewußt: wreil es allwissend
und allmächtig ist.

Alles was gegen einen anderen gerichtet ist, ist aber indirekt
auch gegen uns selbst gerichtet: weil wir ein Teilchen des Ganzen
sind und weil unser Bewußtsein und Unterbewußtsein im Bewußtsein
des Unbewußten fußt. Der Verfolgungswahnsinnige hat
also von einem absoluten Standpunkte aus recht: er ist insofern
bedroht, als er ein Teilchen des Ganzen ist, er hat die un-
bewuste Erkenntnis seiner Zugehörigkeit zum Allmachtsbewußtsein
, das alles weiß.

Er reagiert ganz richtig auf verbrecherische Gedanken, die tatsächlich
vorhanden sind, die aber nicht gegen ihn gerichtet sein
müssen. Der wahrhaft Bedrohte nimmt in sehr vielen Fällen
die Gefahr nicht wahr, sondern letztere matnfestiert sich in einem
adäquaten Gehirne.i Jede !Aktion zieht bekanntlich eine
Reaktion nach sich: der Verfolgungswahn ist m. E. eine reaktive
Erscheinung auf aktive verbrecherische Gedanken in
einem anderen oder im eigenen Gehirne.

Er fußt auf dem verschleierten Erkennen, daß alles was gegen
andere gerichtet ist, auch gegen uns selbst gerichtet ist, weil
alles im Bewußtsein des Unbewußten, dessen Teilchen wir sind,
aufgeht. Von einem absoluten Standpunkte gibt es deshalb


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