Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 464
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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464 Psychische Studien. XL VII. Jahrg. 9. Heft (Sept. 1920.)

unsere auf einen Punkt, auf ein Ziel dn der Außenwelt gerichteten
Gedanken vermittelst des Handelns des Körpers zu realisieren.
Und zwar so, daß, wenn ich etwas will, ich dazu meinen Körper
in Bewegung setzen muß. Dieses kann ich nur vermittelst der
inneren Nervenreize oder Antriebe. Diese Nerven laufen aber
im Gehirn zusammen. Dort also wirken meine Gedanken und
mein Wille auf sie ein. Umgekehrt laufen von der Peripherie des
Körpers die Sinnesnerven ebenfalls im Gehirn zusammen, um
dort die von der Außenwelt aufgenommenen Reize zu übermitteln
. Entweder geschieht dieses ganz mechanisch durch den sogenannten
Reflex, indem die Nervenerregung ohne weitere UmSchaltung
auf die motorischen Bahnen übergeht und durch sie
die notwendige Reflexbewegung hervorruft. Wenn z. B. ein heller
Lichtstrahl mein Auge trifft, so schließe ich garz mechanisch
die Augenlider — reflexmäßig — ohne zuerst darüber nachzudenken
, daß das nötig ist. Treffen aber neue oder indifferente
Reize auf dem sensiblen Wege im Gehirn ein, so müssen sie zuerst
dort vom empfindenden Bewußtsein aufgefaßt und verarbeitet
werden, ehe sie weiter verwertet werden. Das Gehirn ist also
bloß der Versammlungsort der ein- und ausgehenden Depeschen
und das mechanische Ausführungs- und Leitungsorgan. Der Leiter
selbst, der die Depeschen empfängt und sie aussendet, ist jemand
anders, nicht das Gehirn. Er ist der Denkende, Wollende,
Empfindende. Wer ist nun das?

Zu sagen, daß dieser Jemand, den wir unser „ich" oder unsere
Ich-Peisönlichkeit nennen, unser körperliches Gehirnorgan ist, ist
ganz oberflächlich. Es ist eine Wesenheit, welche da ist, ohne
eine sichtbare Verknüpfung mit dem Gehirn oder dem Körper zu
zeigen. Dagegen scheint der Ort dieses Wesens da zu sein, wo sich
unser Körper befindet. Dieses Wesen hat alle Eigenschaften der
Empfindung, Lust und Unlust, Bejahung und Verneinung, Unterscheidung
und Zusammenfassung, Wollen und Nichtwollen, der
selbständigen Gedankenführung und Behauptung seiner Individualität
. Es ist bei Zusammenfassung aller dieser Eigenschaften
ein unteilbares Ganzes. Nun sagen einige Denker, z. B. Nietzsche,
daß es nur eine Sprachgewohnheit von uns sei, zu sagen,,
daß „wir", daß „ich" denke. „Es" denke in mir. Ein unbekanntes
Etwas, eine bloße Kraft, die ich mit Unrecht als ein persönliches
Wesen ansehe. Also rein automatisch. Aber diese Denker
widersprechen sich im gleichen Atemzuge; denn das wäre ein
automatisches über-sich-selbst-Denken, mit Ziel und Frage und
Verlangen nach Antwort. Und ein Automatismus, der solche
Eigenschaften zeigt und besitzt, ist eben nicht Automat, bei dem
alles notwendig und zwangsmäßig abläuft, sondern ein selbstbewußtes
, sich selbst Ziel und Zweck setzendes Wesen.


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